München – Kroatien, 20.-28. August 2004

Inzwischen ist es schon ein ein Klassiker geworden: Fritz und Fritz fahren per Fahrrad zum Familien-strandurlaub. Unser Ziel ist heuer, 2004: Umag in Kroatien. Übernachtet haben wir, wie gewohnt im Zelt, oder, falls kein brauchbarer Zeltplatz in Reichweite, in Pensionen. Unsere Route orientierte sich entlang der Flußtäler von Inn, Salzach, Drau und Soca, aber natürlich gehts bei einer Alpenüberquerung nicht nur flach dahin. Die Großglocknerstraße - abhängig von Wetter und Kondition optional eingeplant - war das Highlight unserer neune Radltage. Insgesamt waren wir alles in allem 690 km unterwegs;

Übersicht

Kilometerangaben laut Kilometerzähler

bessere Karte (640x906, 179KByte)
noch besser (2320x3285, 1.7 MByte)

Wegen Dauerregen zögern wir den Aufbruch von daheim immer weiter hinaus, aber um 11 Uhr müssen wir dann doch hinaus ins Nasse, zügig nach Westerham, dann Mangfall-abwärts. Bei Regen gibt’s zwei Möglichkeiten: wasserdichte Kleidung, oder aber die Kleidung gleich im Gepäck in Sicherheit bringen. Wir entscheiden uns für zweiteres, warm ist es ja. Kurz vor Rosenheim verlassen wir die Mangfall und fahren in dichtem Verkehr nach Raubling, dort gibt’s in einer Regenpause eine schnelle Supermarkt-brotzeit. Nach etwas Suchen finden wir den Inntalradweg und fahren dann auf schönen geteerten Nebenstraßen inn-aufwärts. Später wird’s uns dann auf dem Inn-damm zu eintönig und wir wechseln auf die kleine Straße auf der linken, schon österreichischen Seite des Inns, unter den vertrauten Gipfeln von Heuberg und Kranzhorn und vorbei am Festspielhaus Erl. Der Regen hat aufgehört, aber wo das Kaisergebirge sein müsste, sehen wir nur Wolken! Wir biegen links ab Richtung Walchsee, erst auf der B192, dann zweigt ein ausgeschilderter Radweg (warum nur „Mozart-Radweg“ – damals gabs doch noch keine Radl!) rechts ab auf eine herrlich einsame kleine Straße, deutlich bergauf. Am malerischen Walchsee gibt’s gleich drei Zeltplätze, davon einer billig und gemütlich, aber es ist erst 5 Uhr und wir wollen noch ein bischen weiterkommen. Immer auf Mozart’s Spuren kommen wir abseits der Hauptstraße nach Kössen. Dort überfällt uns ein Regenschauer, und weil es nach mehr aus schaut, quartieren wir uns ein auf dem wenig anheimelnden „Camping Europa“, etwas überstürzt, denn schon verziehen sich die Regenwolken wieder. Bei einem Mega-menu (Suppe, Spies, Pommes) für den Spottpreis von 6 Euro planen wir für Morgen. Der Großglockner wär schon was… Wir peilen auf jeden Fall mal Fusch am Fuß desselbigen an, trotz der sehr gemischten Wetteraussichten. Irgendwann in der Nacht fängt es an, ausdauernd zu regnen. Wir versuchen den Regen auszuliegen, aber um 9 Uhr kaufe ich dann doch an der Rezeption Frühstück. In einer kurzen Regenpause bauen wir schnell ab, ich bezahle (gesalzene 24 Euro, auf mein Gemaule gibt’s dann immerhin Radler-rabatt, 19.50 Euro) und wir frühstücken auf dem überdachten Vorbau des Campingplatz-wirtshauses. Es hilft nichts, der Regen hört nicht auf, wir richten uns ein auf einen nassen Tag.

Der wird es auch. Immer noch Mozartradweg, geht es über Schwendt stetig, aber mäßig ansteigend nach Griesenau. Ich weiß genau, hier müsste man einen tollen Blick ins Kaisergebirge haben, und die Namen am Weg zeugen davon: Kaisercafe, Kaiserwinkel, Kaiserblick, Kaiserschenke. Doch wir sehen nur Abstraktes, grau in grau. Ab Griesenau die Haupstraße runter nach St. Johann, dort verpassen wir den Radweg und fahren die flache aber verkehrsreiche Hauptraße Richtung Saalfelden, immer noch im Regen, versteht sich. Erst auf halbem Weg nach Fieberbrunn finden wir den Radlweg und sofort wird’s ruhig, heimelig, und vor allem: steil! Ab Fieberbrunn die gleichnamige Ache entlang; sie führt nach all dem Niederschlag reichlich Wasser, doch der Regen selbst hat nachgelassen! Bis Hohenfilzen geht’s weiter bergauf, zuletzt wieder auf der Hauptstraße, bis auf immerhin ca 1000m. Der Radweg runter nach Saalfelden wäre eigentlich eine schöne Abfahrt, doch wir sind nur noch durchgefroren. Bis Fusch wird’s uns zu weit, mit dem Glockner am nächsten Tag, doch Saalfelden hat leider keinen Zeltplatz. Also fassen wir erst mal Futter bei einem Supermarkt in Saalfelden, und beim Losfahren sehe ich einen Platten im Vorderrad – das hat gerade noch gefehlt! Wir pumpen und fahren und pumpen und fahren, aber die Luft hält nur einen Kilometer; es hilft nichts, wir müssen mit klammen Fingern auch noch Radl flicken. Das klappt nicht auf Anhieb und kostet 1 ½ Stunden. Und drei Kilometer später sind wir da: am malerischen Zeltplatz von Kirchham, kurz vor Zell am See, billig und mit Trockenraum! Wir duschen und trocknen uns und hauen uns den Bauch voll. Ein gemächlicher Tag. Semmeln zum Frühstück, dann trocknen wir ausgiebig unser Equipment in der zaghaften Sonne (nach heftigem Regen in der Nacht) und trollen uns um ½11 Uhr auf ausgeschildertem geteertem Radweg. Schon wenige Kilometer später machen wir Pause am Zeller See mit Postkartenblick auf den Großglockner, durchrollen dann das touristische Zell (Pause, Fritzi braucht dringend Lesestoff), kommen um 1 Uhr an den Beginn der „Großglockner Hochalpenstraße“ und um zwei Uhr auf geteertem Radweg nach Fusch. Der Nachmittag vergeht mit Kaffetrinken, gemächlichem Zeltaufbau, ausführlichem Sonnen (!) und Zeitungslesen, sowie letzten Vorbereitungen für den morgigen großen Tag am Berg: Schlauch endgültig flicken, Sonnenschutzcreme, Wasser und Brotzeit kaufen, Kette ölen, Bremsen einstellen. Um sechs Uhr Abendessen und um 8 Uhr ins Bett – dort noch ein Schach. Um der Sonne zu entgehen, stehen wir schon um sieben Uhr auf und wollen gleich los, um in der ersten Sonne zu frühstücken, aber daraus wird nichts: Fritzi vermeldet einen Platten. Also schon wieder flicken, und schon wieder die selbe Stelle wie die letzten Jahre, der dritte Flicken übereinander. Es reicht - daheim gibt’s eine neue Felge! Viertel nach acht rollen wir endlich los, und zwar von Anfang an steil bergauf. Die nächsten Stunden ist erster Gang angesagt. Fritzi radelt munter voraus und wartet gelegentlich. Nach einer halben Stunde merke ich, daß ich ohne Kalorienzufuhr nicht weiterkomme, reisse im Fahren eine Schokolade auf und mampfe eine halbe Tafel in mich rein. Das hilft. Das Tal ist eng, keine Sonne in Sicht, und an „Kehre 1“ auf ca 1200m Höhe machen wir schließlich Frühstück. Pech: Nur 100m weiter hätte ein herrlicher Picknickplatz auf uns gewartet! Die nächsten Stunden geht’s Kehre um Kehre mit 12% Steigung im Schleichgang steil bergauf. Motorisierter Verkehr beeinträchtigt unseren Genuss, aber wir fühlen auch deutlich die bewundernden Blicke der Insassen. Auch Horden von Radlern in Profi-outfit mit leichtem Gepäck sind unterwegs, allesamt deutlich schneller als wir, doch wir beobachten auch Ausfallerscheinungen. Da schiebt doch einer! Der überholt uns doch schon zum dritten Mal! Viele haben ja das Rad ohnehin erst bei der Mautstation vom Auto abgeladen. So oder so, anstrengend ist es für alle. Um viertel nach eins erreichen wir das Fuscher Törl, 2427m. Das Gröbste ist geschafft, die Enzianspitze sparen wir uns. Wir rollen ein Stück runter auf der Suche nach einem sonnigen Mittagsplatz. Unsere Rast leidet etwas unter dem Luftzug vom Törl runter, aber sie ist lehrreich: auf Schautafeln erfahren wir Details über Geologie und Entstehung des Tauerngebirges. Zum Hochtor geht’s dann noch mal ca 200m rauf, aber das fällt kaum mehr ins Gewicht. Um ½ 3 Uhr erreichen wir den Tunnel des Hochtor, der mit 2505m den höchsten Punkt der Straße bildet. Wir studieren die Lehrtafeln zur bewegten Geschichte des Passes, steigen in 20min noch die wenigen Meter zur echten Gratscheide hinauf und genießen die großartige Aussicht nach Norden und nach Süden. Am Südportal des Tunnels ist es angenehm warm. Wir vergammeln zwei Stunden am Kiosk und diskutieren Schulisches, schließlich geht’s ja jetzt nur noch runter. Und dann geht’s los; in 45 min sausen wir nach Heiligenblut (ein Gegenanstieg hat uns doch noch überrascht), finden sofort den netten, naturnahen Campingplatz – sogar mit Picknicktisch – und nach Dusche, Zeltaufbau und Pizza bzw Cordon Bleu macht sich verdiente, angenehme Müdigkeit breit. Sonnenschein beim Aufwachen, aber drohende Wolken ziehen heran. Die Frau an der Rezeption sagt herbstliches Wetter für morgen voraus. Wir folgen dem Fluss Möll auf schönem Radweg mal steil, mal leicht bergab. Ein Rentertrio überholt uns, dann wir sie, und so weiter im Wechselspiel, bis wir nach Winklern hin abbiegen, weil wir ins Drau-tal wollen. Wir stellen uns unter, um einem 5-Minutenschauer zu entgehen, dann folgen wir einem abenteuerlichen Fußweg über eine Hängebrücke nach Winklern. Ins Drautal gelangen wir auf der Autostraße über den Iselsberger Pass, 1203m, klein aber gemein – immer denkt man das Ende ist hinter der nächsten Kurve. Mittags sind wir oben und futtern Wurstsemmeln. Zur Belohnung dann fast 600m runter ins Drautal nach Gödnach. Der Drau-radweg enttäuscht uns zunächst: Eben und schnurgerade führt er zwischen Fluss und Bahnlinie dahin. Anfangs nervt uns Gegenwind, dann schlägt der Wind um: ein Gewitter zieht drohend auf. In Dellach verproviantieren wir uns im Supermarkt und gönnen uns, zurück am Radweg, bei der ersten Rastbank eine deftige Brotzeit, solange es noch trocken ist. Dann mit Rückenwind – Gewitterwind – schnell weiter. Ab hier ist der der Radweg ein Genuss, teils leicht hügelig geteert durch Nadelwald, teils auf leeren Nebenstraßen durch verschlafene Käffer bis Sachsenburg. Bei jedem Zeltplatz am Weg die überlegung: „geht noch einer, oder erwischt uns dann das Gewitter?“ So kommen wir bis Möllbrücke, bauen bei Gewitterböen unser Zelt auf und duschen. Vor dem Essen noch schnell ein Anruf bei Oma und Opa, die wir morgen am Ossiacher See zu treffen gedenken. Doch welche Überraschung – die beiden sind am Millstätter See, nur wenige Kilometer weiter. Gott seidank haben wir uns noch nicht am Platz angemeldet, also schnell das Zelt wieder abgebaut, und in aufkommender Dämmerung noch mal auf die Räder. Das Gewitter hat sich wunderbarerweise wieder verzogen, aber es ist ½9 Uhr und stockfinster, als wir bei Oma & Opa eintreffen und die beiden in heller Aufregung am Telefon antreffen, wo sie versuchen uns zu erreichen. Es folgen herzliche Begrüßung, ein gutes Abendessen, gemütliches Beisammensitzen und eine ruhige Nacht im Vorzelt des (groß-)elterlichen Wohnwagens. „Anhaltend feucht“ sagt der Wetterbericht, den wir per Videotext am morgen abrufen. Schöne Aussichten! Noch schauts allerdings gut aus. Wir frühstücken ausführlich, bewundern den Oma-badeplatz und lassen uns andererseits bewundern von den Seelmanns, die ebenfalls her Urlaub machen, und die Fritzi noch aus Ski-wohnwagenzeiten kennen. Auch die detaillierte Reisroute bis Umag legen wir jetzt fest. Um 11 Uhr nehmen wir Abschied. Zunächst beenden wir unsere Umrundung des Millstätter Sees und überwinden, kurz, aber heftig, den Sattel, der den See von der Drau trennt. 300 Höhenmeter Bergabfahrt bringen uns zurück zum Drauradweg. Dem folgen wir jetzt ungeteert, flach und zügig bis Villach, nur einmal von einer Mittagspause mit Salami-semmeln unterbrochen, auf Rastbank mit Blick auf die Drau. Um drei Uhr kommen wir nach Villach und erholen uns in der Fußgängerzone bei Kaffee und Apfelsaft; unser Tagesziel, Tarvisio, ist ja nicht mehr weit. Die Route dorthin ist allerdings hässliche Autoschnellstraße mit konstanter leichter Steigung, nur gelegentlich Ausweichmöglichkeit für ein oder zwei Kilometer. Erleichtert erreichen wir um ½ 6 Uhr Tarvisio, und fragen nach dem auf unserer Karte eingezeichneten Campingplatz. Der exisitiert allerdings seit Jahren nicht mehr, der nächste Platz ist 40 km über den Predil-pass oder 60 km ins Italienische – beides kommt heute nicht mehr in Frage. Ich hadere einige Zeit mit Fritzi, doch der lässt sich nicht zum Wild-Campen überreden. Wir essen erst mal Pizza, und der zugehörige Vino lähmt den Widerstandsgeist des alten Fritz: Wir quartieren uns für 70 Euro in einer Pension ein. Das bleibt aber der einzige Wehmutstropfen heute, das Wetter andererseits ist immer besser geworden, bis zu gelegentlichem Sonnenschein am Abend. Von wegen „anhaltend feucht“! Um 5 Uhr morgens geht ein heftiges stundenlanges Gewitter auf uns nieder und die Investition in eine feste Unterkunft zahlt sich doch noch aus. Wir zögern das Frühstück und den Aufbruch hinaus, aber den ganzen Tag hier rumhängen kommt nicht in Frage; wenigstens über den Pass bis Bovec wollen wir es schaffen. Also packen wir alles superdicht ein und stürzen uns unter den mitleidigen Blicken des Zimmerwirts in die kalte Sintflut. Fritzi fährt in kurzer Hose, um seine Jeans trocken zu halten. Es wäre ein herrlicher, waldiger Aufstieg zum Passo del Predil, aber wenn es Bindfäden regnet, relativiert sich der Genuss. Immerhin hält uns die Steigung halbwegs warm, und um 12 Uhr winkt uns ein mürrischer italienischer Zöllner durch nach Slovenien. Der slovenische Zöllner schaut erst demonstrativ weg, und als wir langsam durchfahren, pfeift er uns energisch zurück um einen flüchtigen Blick auf unsere Ausweise zu werfen. Gleich hinter der Grenze lockt ein kleines Cafe; wir wärmen uns mit einer Tasse Tee. Dann geht’s steil runter in traumhafter Bergkulisse, aber nicht hoch über uns liegt frisch gefallener Schnee und wir frieren uns eine Stunde lang fast Hände und Füße ab. Doch unvermittelt lässt der Regen nach, die Wolken werden lockerer, und Sonne scheint durch! Wir machen dankbar Trocken- und Aufwärmpause, und fahren dann weiter nach Bovec. Laut unserer Karte gibt’s dann bis zum Meer keine weiteren Zeltplätze, aber an der Tankstelle erfahren wir von weiteren Plätzen, und wir fahren flußabwärts in der Abendsonne weiter durch das wildromantische Flußtal. Beim Wasserfall „Slap Boka“ machen wir Radlpause und versuchen uns dem Spektakel zu Fuß zu nähern, aber der Weg verliert sich in immer steileren Gelände. Um ½ 7 Uhr erreichen wir Kobarit und haben gleich zwei Plätze zur Auswahl. Aufs Geradewohl wählen wir „Lazar“, sehr romantisch, sehr einfach und mit 18 Euro nicht ganz billig. Dafür sparen wir beim Abendessen, weil kein Restaurant unserer Preisklasse mehr offen hat, aber die Bar am Campingplatz hat noch gute billige Pfannkuchen und ebensolches Bier. Der Tag endet eindeutig besser als er begonnen hat! Bei Frühnebel das übliche Morgenprogramm, bestehend aus Aufstehen, Zeltabbau, Einkauf im Supermarkt. Fritzi entdeckt eine kleine Straße parallel zur Hauptstraße am anderen Fluss-ufer; dieser folgen wir bis Tolmin – eine gute Wahl, das Sträßchen führt, im wesentlichen leicht bergab, verträumt durch pittoreske Voralpenlandschaft und kleine Dörfchen. Frühstück bei Partisanen-denkmal, und bei Tolmin geht’s auf die Hauptstraße zurück. Wir sind jetzt auf 200m Seehöhe heruntergeradelt, das Tal weit, die Straße flach, nur noch Hügel die Berge. Ab hier reiht sich Staustufe an Staustufe, das Rest-gefälle gibt uns ordentlich Fahrt, leider wird der Verkehr von Ortschaft zu Ortschaft dichter. Nur bei Kanal finden wir noch mal 8km Alternativroute. Obwohl wir die Slowenen als ausgesprochen rücksichtsvolle Autofahrer erleben, sind wir bei Nova Gorica (92m) leicht genevrt und entfliehen der Mittagssonne in ein Cafe. Von drei bis ½ 4 brauchen wir um aus Nova Gorica wieder rauszufinden, mehr behindert als geführt durch gut gemeinte, aber schlecht gelegte Radwege, dann strampeln wir in mediterraner Umgebung die Straße entlang der Eisenbahnlinie das flache Branica-tal hinauf. Jetzt ist es umgekehrt: von Ortschaft zu Ortschaft wird der Verkehr weniger. Ziemlich überraschend führt die Straße dann allerdings in steilen Kehren aus dem Tal raus. Beim vermeintlichen Höhepunkt eine kurze Pause, doch dann geht’s noch lange weiter bergauf bis Stanjel. Inzwischen ist es Abendsonne, die auf uns niederscheint, die Straße schwingt sich wellig durch Karstlandschaft, lässt keinen Hügel aus und Fritzi zeigt deutliche Abnutzungserscheinungen. Nach sechs Uhr erreichen wir Sezana. Der nächste Campingplatz liegt 5km weg, aber bringt uns Richtung Triest, das wir eigentlich vermeiden wollen, also legen wir noch mal 20km in die richtige Richtung drauf. Eigentlich reicht es uns beiden schon, da entwickelt sich die Straße auch noch zur Schnellstraße – gesperrt für Radler. Diese werden auf nette kleine Wege verwiesen, aber unser Zeltplatz ist auf ihnen nicht zugänglich. Jetzt noch bis Koper weiterfahren? Fritzi schreit nach Abendessen („jetzt!“), ich will das Tageslicht ausnützen, die Wegsuche ist schon so heikel genug und nötige Fritz zu einigen Keksen, da spricht uns eine Frau an und bietet uns ein Doppelzimmer für 25 Euro, also kaum mehr als ein Zeltplatz kostet. Wir schlagen zu, sie schleppt uns ab zu ihrer einfachen Pension („bei Laura“), und abends gibt’s auch noch ein billiges Restaurant mit Schnitzel für den jungen und Pizza für den alten Fritz. Bei strahlender Sonne sind wir schon vor neun Uhr auf der Straße, ohne Frühstück, denn schließlich wollen wir (vor allem Fritzi) rechtzeitig am Ziel sein, das heißt vor den anderen, und bis Umag ist es ja ohnehin nur noch ein Katzensprung.

Doch der Katzensprung zieht sich. Wie schon gestern des öfteren, finden wir zunächst keine fahrradkompatiblen Straßen und reihen uns ein in die Schlange der motorisierten Urlauber Richtung Koper, alle mit den selben Zielen: Strand und Meer. Wir können kilometerlang so richtig bergab rauschen, bis uns Verbotsschilder von der Straße scheuchen, ohne klare Alternative. Ein Trost: die Autos stehen auch im Stau, an der Autobahn wird erkennbar mit Hochdruck gearbeitet. Wir tasten uns voran. Teils sehr umständlich und hügelig auf Nebenstrecken, teils auf der Hauptstraße in starkem Verkehr, aber tendentiell deutlich bergab gelangen wir nach Dekani. Ab hier hat Fritzi eine interessante Route im Landesinneren ausgesucht. Romantisch und steil bergauf ins Hügelland nach Sv. Anton, mit traumhafter Sicht auf Triest und Koper, praktisch ohne Verkehr, aber weiterhin sonnig und hügelig durch Weinberge und einzelne Obstplantagen. Die Straße wurde eindeutig so angelegt, wirklich jeden Hügel bis oben befahrbar zu machen. Wir schwitzen. Schließlich haben wir den höchsten Punkt weit und breit erklommen, aber wo geht’s weiter? Ich frage ein Ehepaar, das am Eigenheim werkelt, und die mühsame Unterhaltung macht eines klar: Hier nicht. Fritzis Nerven liegen blank. Wieder 3km steil runter, und diesmal finde ich die Abzweigung, die uns ungeteert und schlaglochbwehrt, aber bergab durchs einsame Dragoniatal zu den Hauptstraßen 11 und 111 führt.

Der Rest ist einfach: Wir treffen den Urlauber-treck an der Grenzkontrolle nach Kroatien wieder, schwitzen noch mal 2km bergauf und biegen rechts ab Richtung Umag und Küste. 15km (einmal verfahren) später stehen wir um 2 Uhr nachmitttags vor unserer Ferienanlage. Ein schneller Check – wo sind die anderen? Sie stecken noch bei Triest fest, hehehe. Wir genießen das Warten, und zwei Stunden später rollt der Familienbus an. Großes Hallo, und dann: „Wer ist denn der bärtige alte Mann?“ Das nenne ich eine herzliche Begrüßung nach neun Tagen schmerzlicher Trennung!

Verwendetes Kartenmaterial

Links zu Reiseseiten


http://www.cyclingsearch.de
Tourensammlung von Christian Flenker
http://www.bicycling.de Christian Flenker Radtouren Homepage
http://www.swb.de/personal/elch/reiseberichte.html Karl Brodowsky's: Fahrradtourenbberichte
http://www.reiseerlebnis.de Reiseerlebnisberichte

http://www.ReiseTraeume.de/weltweit/index.html
Reiseerlebnisberichte rund um den Globus
http://pauli.uni-muenster.de/~gehrmab/reiseberichte.html Fahrrad-Reiseberichte
http://www.pervan.de Reiseberichte aus aller Welt