München – Korsika, August 2003

Nachdem unsere letztjährige Unternehmung ein voller Erfolg war, radeln Fritz und Fritz heuer gleich noch einmal dem Familien-strandurlaub in Korsika entgegen, diesmal ein bischen ambitionierter: ins Schweizerische, dann über den Berninapaß nach Italien; ein Abstecher zum Iseosee, schliesslich über Po-ebene und Apennin nach Livorno, von wo die Fähre nach Korsika geht. Alles in allem haben wir für die guten 1000km zehn bis elf Tage eingeplant, und auch gebraucht.     
  Hier klicken für großes Bild  
Aufbruch

Übersicht

Kilometerangaben laut Kliometerzähler; nach Neueichung um 3% nach unten korrigiert

bessere Karte (1024x2979, 530KByte)
noch besser (2384x6936, 4.2 MByte)

zurück zum Seitenanfang

Vertrautes Gelände - 117km

  Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild  
  Hier klicken für großes Bild        Pünktlich zum Start unserer Tour geht die geradezu historische Hitzewelle des Sommers 2003 zu Ende. Bei unserem Aufbruch un ½10 Uhr ist es schwülwarm, aber noch trocken. Auf kleinen wohlbekannten Straßen geht es über Faistenhaar nach Otterfing und Dietramszell. Der Wind weht wechselnd stark aus Süd bis West, er Wolken werden es mehr… Kurz vor Bairawies ist es soweit: Regenkleidung ist angesagt. Bis kurz vor Bad Tölz fahren wir im Regen auf der stark frequentierten Straße; immerhin zum Teil auf Radwegen. Mein Muskelkater vom vergangenen Ortlerwochenende ist wie weggeblasen, aber Fritzi schwächelt. Bad Tölz: Der Regen hört auf, in der netten Fussgängerzone ist es immer noch warm, und wir regenerieren uns mit Leberkäs-semmeln, Pommes, Weissbier (leicht). Noch 53km bis Garmisch, und schon drei Uhr – da müssen wir beim Tempo aber zulegen! Erst einmal auf der hässlichen Bundesstraße über Bad Heilbrunn. Auf der B472 überqueren wir die Loisach und finden links an der Loisach entlang eine herrliche Route durch das "Wiesenbrüterschutzgebiet Loisach-Kochelsee-Moore", immer in sicheren Abstand zur Autobahn auf Radwegen und kleinen Landstraßen. In Kleinweil decken wir uns mit Proviant ein und geniessen, von Verkehr und Regen unbehelligt, den ausgeschilderten Radweg durchs Loisachtal. Es dämmert schon, als wir Garmisch-Partenkirchen erreichen. Nach einigem Herumsuchen finden wir um ½ 9 Uhr den Zeltplatz in Grainau. Zeltaufbau, eine Superhochdruckheißdusche, Brotzeit und eine SMS in die Heimat. Nur das Schach fällt aus – Spiel liegt zu Hause.
zurück zum Seitenanfang

Über Fernpaß ins Inntal - 80km

  Hier klicken für großes Bild  
Überschwemmung!
  Hier klicken für großes Bild  
Nebenstraßen nach Fernpaß
In der Nacht prasseln einige heftige Gewitterschauer auf uns herab – stört uns nicht, wir liegen kuschelig und warm. Der Schreck kommt beim Erwachen – das Zelt steht in einer 5 cm tiefen Pfütze; hat aber Gott sei Dank dicht gehalten. Vorsichtig tragen wir alles in Sicherheit und packen zusammen, gerade noch rechtzeitig bevor der Regen richtig loslegt. Am Zeltplatzcafe gibt es überdachte Bänke; wir frühstücken erst mal und warten ab. Um 10 Uhr geben wir schließich auf und fahren im Dauerregen los, immer leicht begauf, bis Griesen auf Radweg, dann z.T. auch stark befahrenen Straße bis Ehrwald. Endlich hört der Regen auf. Fritzi muss Luft nachfüllen. Bis Biberwier können wir jetzt auf Nebenstraßen und Wanderwege ausweichen, dann auf Bundesstraße; rauf nach Fernpaß (1209m) aber alles in moderater Steigung. Unsere Brotzeit ist längst weggefuttert, aber hier gibts aucht nix gescheites, also erst mal runter – ah das geht schon viel besser! Ruckzuck sind wir in Nassereuth und finden dort billige Spagetti im Hallenbadrestaurant. Leicht bergab weiter bis Imst. Sonne scheint! Fritzis verstauchter Fuss schmerzt. Wir machen Radlpause und erwandern in ca 1h die wildromantische Rosengartenschlucht, dann Eisschlecken an einem der vielen Imster Brunnen. Inzwisschen ist es 5 Uhr wir fahren steil runter durch Imst zum Inn. Ab hier sind wir in vertrauten Gefilden, und im Gegensatz zum letzten Jahr finden wir den Inntalradweg problemlos (bei der Betonkirche links rum!). Von Imst bis Landeck deja-vu allerorten: Romatisch und verkehrsarm an den selben Orten rasten, Wasser fassen und lassen, und nach Ankunft in Landeck um 8 Uhr steht unser Zelt am selben Zeltplatz unter dem selben Birnbaum, und wir sitzen am selben Tisch in der selben Pizzeria.
  Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild  
zurück zum Seitenanfang

Inn-aufwärts - 68km

  Hier klicken für großes Bild       
  Hier klicken für großes Bild       
  Hier klicken für großes Bild       
  Hier klicken für großes Bild  
Bürgerfest in Scoul
    
Ein nächtliches Intermezzo: Uns weckt ein dumpfer Knall, kurz darauf hören wir Prasseln und Stimmen die nach Feuerwehr rufen. Die kommt auch gleich und löscht einen Brennholzstapel auf dem Grundstück nebenan. Morgens gehen wir dem geheimnisvollem Großbrand nicht näher auf den Grund, sondern verproviantieren uns - wie schon letztes Jahr - im Supermarkt und frühstücken auf einer Parbank ausserhalb Landecks. Es ist wolkig, aber trocken. Und los gehts innaufwärts über Fliess, Prutz, Ried, Tösens bis Pfunz und Kajetansbrücke, kaum Bundesstraße, der Radweg idyllisch, meist geteert, ab und zu eine kleine Steigung. Bei Pfunds gönnen wir uns eine Brotzeit am Innufer in der Sonne. Ja – die Sonne scheint richtig fest! Ab Kajetansbrück beginnt wieder Neuland für uns. Es geht bergauf auf Hauptstraßen, aber kaum Verkehr; die sind wohl alle zum Reschenpaß abgebogen. Das Tal ist eng und finster, wir bestaunen tief unter uns den Inn, und über uns auf der anderen Seite der Schlucht die Reschenpaßstraße. Nach Martina (1035m) gehts dann steil runter, das Tal weitet sich, wir sind in der Schweiz. Es gibt noch Länder ohne Euro – 150 Franken müssen reichen. Magnum für alle. Der Radweg führt gut ausgebaut aber entlang der Straße bis Strada, und führt dann auf der Ostseite weiter, aber weder Belag noch Streckenführung stellen uns zufrieden – so was kann man Mountainbikern zumuten, aber bitte nicht uns gesetzten, schwerbepackten Tourenradlern! Ab Sur-en wirds etwas besser, aber 4km weiter nutzen wir doch die Gelegenheit, auf die Autostraße zu wechseln; wir sind eh schon fast in Scoul, unserem Tagesziel. Zuletzt gehts nochmal langgezogen nach oben; Fritzi ist schon ganz schön abgekämpft als wir Scoul erreichen. Da – ein Wegweiser zum Zeltplatz, also runter zum Inn und auf der anderen Seite hoch hinauf und nochmal runter. Erst die Zeltplatzbesitzerin zeigt uns die Fußgängerbrücke, die direkt in 5 min nach Scoul führt. Abends nötige ich Fritzi noch, die evangelische Kirche zu besichtigen, dann vergnügen wir uns auf dem Bürgerfest auf dem schönen Dorfplatz von Scoul, mit musikalischen Darbietungen wechselnder Qualität, Alpenamakkaroni und anderen helvetischen Fastfood.        Hier klicken für großes Bild  
    
  Hier klicken für großes Bild  
Zwei seltsame Brückenheilige

    
  Hier klicken für großes Bild  
Zeltplatz Scoul
zurück zum Seitenanfang

An den Fuß des Berninapaß - 66km

Nachts geht wieder ein Gewitter auf uns nieder, aber am Morgen scheint die Sonne. Es ist Sonntag, das heißt unsere Vorräte von gestern müssen reichen. Auch der Kirchgang entfällt, die Messe ist unverantwortlich spät. Nach genauem Studium unseres Inntalradweg-führers entscheiden wir uns dankend für die Hauptstraße. Trotzdem schwitzen wir ganz anständig, rauf nach Ardez, runter nach Lavin. Ab hier riskieren wir Radweg, und kriegen sofort die Rechnung serviert - Radwege haben hier eindeutig Mountainbike-qualität! Forststraßen rauf und runter; rasende Biker überholen und taxieren uns. Zwischen Zerenz und Brail finden wir einen Picknickplatz und verfuttern unsere letzten Cabanossi und Haselnusschnitten; mehr brauchts auch nicht - ich spüre förmlich wie sich meine Zuckerreserven auffüllen! Die Route klettert auf Forstwegen hoch hinaus in die Flanken des Inntals, aber wir bereuen die Anstrengung nicht; was wir von der Hauptraße im Tal aus der Ferne sehen und hören, ist abschreckend genug. Fritzi hat heute einen Bombentag und radelt putzmunter die gnadenlosesten Steigungen. Schliesslich läuft der Weg – sogar geteert – wieder runter nach Schanf. Geteert, flach und hässlich führt nun eine Spazierpromenade entlang der Hauptstraße nach Chamnes. Die meissten Höhen haben wir jetzt überwunden, aber aufkommender Gegenwind sorgt dafür, dass es nicht zu entspannend wird. Um ½ 4 Uhr gönnen uns eine Parkbanksiesta – es sind ja nur noch 15 flache Kilometer bis St. Moritz! Bei Bever wirds nochmal schön – naturnahe Altwässer entlang der Route, aber ab Samedan hässlicher Straßenbegleitradlweg bis zum Zeltplatz kurz vor Pontresina. Um dem drohenden Gewitter zu entgehen, bauen wir schnell auf, flüchten uns in die Imbissstube des Campingplatzes und schlagen uns den Bauch voll mit Pizza, Hamburger, Knoblauchbrot und Bier.        Hier klicken für großes Bild  
       Hier klicken für großes Bild  
       Hier klicken für großes Bild  
       Hier klicken für großes Bild  
zurück zum Seitenanfang

Berninapaß und mehr - 72km

  Hier klicken für großes Bild  
Morgennebel am Bernina
  Hier klicken für großes Bild  
Gletscher vom Piz Bernina
  Hier klicken für großes Bild  
 
  Hier klicken für großes Bild  
Oben!
Auch diese Nacht gewittert und regnet es heftig; und am nächsten Morgen verdeckt Nebel die Sicht auf Berg und Tal. Mit leerem Magen brechen wir um 9 Uhr auf; erst mal nach Pontresina und Proviant auffüllen. Auf der Suche nach einem schönen Plätzchen zum Frühstücken kommen wir richtig in Fahrt. Der Nebel verzieht sich, aber es ist wolkig und kalt, mit Gegenwind vom Paß her. Die Straße steigt mässig, aber gleichmässig an, stark befahren von Autos und Radlern, die meisten schneller als wir (aber auch nur mit leichtem Gepäck). Von oben grüßt der vergletscherte Piz Bernina. Die Berninabahn begleitet die Straße durch das weite, mittlerweile recht karge Tal. Bis wir uns versehen sind wir an der Haltestelle Bernina Suot vorbei. Auf ca 2100m Höhe findet sich ein erhöhtes Bänkchen, wir futtern und grüssen vorbeiziehende Radler. Gleichmässig und überraschend einfach gehts dann weiter zur Paßhöhe, 2329m, die wir um ½ 12 Uhr erreichen. Erleichterung und Vorfreude auf 1900hm Abfahrt. Nach dem Gipfelfoto warm anziehen, und dann gehts los in steilen Kehren, 30km bergab bis Tirano. Die einzige nennenswerte flache Stelle sind 5km um den Lago di Poschiavo. Wir spüren, wie Kehre um Kehre die Luft um uns immer wärmer wird; leider bremst Regen unserem Geschwindigkeitsrausch und zwingt uns in Miralago zu einer Pause mit Seeblick. Weiter bergab, verlassen wir die Schweiz und kommen um zwei Uhr nach Tirano, 449m, in italienische Sonne! Nach wenigen Kilometern auf der Hauptstraße im Tal beginnt der zweite Anstieg des Tages: 13km zum Passo d’Aprica, 1175m, hinter dem unser angepeilter Zeltplatz liegt. Die Straße windet sich steil in engen Kehren durch das Städtchen Stazzona und dann durch Pappel- und Buchenwald. Störend ist nur der erstaunliche Autoverkehr. Den einsetzenden leichten Niesel empfinden wir in der herrschenden Schwüle zunächst als angenehme Kühlung, aber leider bleibt es nicht dabei. Zweimal stehen wir notdürftig unter, um den gröbsten Güssen zu entgehen, trotzdem sind wir patschnass und auch recht abgekämpft, als wir um 5 Uhr unseren Zeltplatz hinter Aprica erreichen; nur Minuten vor einem neuerlichen, grauslichen Wolkenbruch. Zeltaufbau in Rekordzeit; Fritzi verschwindet sofort im Schlasack. Nicht einmal auf Pizza haben wir noch Lust, also essen wir unsere Vorräte auf. Abends noch ein Barbesuch mit Vino für den alten und Limonata für den jungen Fritz.
  Hier klicken für großes Bild  
Gleich geht's bergab!
  Hier klicken für großes Bild  
Lago di Poschiavo
  Hier klicken für großes Bild  
Italienischer Platzregen
  Hier klicken für großes Bild  
Trocknet alles wieder..
zurück zum Seitenanfang

Zum Iseosee - 90km

  Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild  
Endlich einmal rundum schönes Wetter! Wir trocknen uns ausführlich und fahren erst um ¾ 11 Uhr ab. Jetzt kommt die Belohnung für gestern nachmittag: 15km ohne Treten durch herrlich bewaldete Alpenschluchten. Wir lassen es laufen und geniessen. Ab Edolo wird es heiß und es gibt leider auch kein Entrinnen vor dem starken Verkehr auf der SS42. Erst ab Breno gibt es auf der linken Talseite eine etwas weniger befahrene Straße, aber richtig Spaß macht es auch hier nicht, wegen des auffrischenden Gegenwindes und der richtig italienischen Hitze. Fritzi wirkt leicht abgenervt. Um 2 Uhr stoßen wir bei Darfo unverhofft auf einen Radweg Richtung Pisogne – da wollen wir hin. Der Weg scheint noch im Entstehen begriffen: die Beschilderung nagelneu, der Belag z.T. ausgesprochen rustikal, die Streckenführung stark mäandernd. Für die – laut Karte – gerade mal 12km brauchen wir 1½ Stunden, aber gesehen vom Land haben wir bestimmt mehr als auf der Straße! Hinter Pisogne endlich der Iseosee! Eine Pause am Ufer mit belegten Broten. Leider stößt unsere romantische Uferstraße bald auf die SS510. Hier ist es vorbei mit der Gemütlichkeit und schließlch verschwindet die Straße in einem Tunnel, 1698m. Die Alternative – ein anheimelnd enger Weg entlang des Sees – ist leider per Baustellenzaum hermetisch abgeriegelt. Wir kommen gut durch den ersten Tunnel, aber in einem zweiten, kürzeren fährt Fritzi im Stockdunkeln gegen die Tunnelwand. Er nimmt keinen Schaden, aber im Hinterrad des Fahrrads ist ein fetter Achter. Das gibt uns den Rest: Am nächsten Zeltplatz checken wir ein und waschen den Dreck der Staße im Iseosee von uns ab. Wir erfragen eine Radlreparaturwerkstatt, finden eine Fastood-pizzeria in Gehweite und sind wieder voll reanimiert.
  Hier klicken für großes Bild  
Lago d'Iseo
  Hier klicken für großes Bild  
Fahrradfeindlich
  Hier klicken für großes Bild  
Italien oder Schottland?
  Hier klicken für großes Bild  
Hier ists gemütlich
zurück zum Seitenanfang

Durch die Poebebene - 171km

  Hier klicken für großes Bild  
Warten auf die Fahrradreperatur
    
  Hier klicken für großes Bild  
Unbekanntes Dorf in der Poebene
    
  Hier klicken für großes Bild  
Perspektive
    
  Hier klicken für großes Bild  
Der Po
    
Noch bis spät in die Nacht wird um uns auf italienisch gefeiert und palavert – wir sind von Dauercampern umzingelt! Dafür sind wir am nächsten Morgen die ersten und fahren um 8 Uhr ab nach Iseo.Die Werkstatt ist schnell gefunden, der Besitzer inspiziert das Rad mit bedenklicher Mine, murmelt erregt etwas von “no tempo”, bedeutet uns aber dann doch, das Rad dazulassen und in zwei Stunden wiederzukommen. Das gibt uns Zeit für Capuccino, Postkarte schreiben, Einkaufen. Die Raparatur kostet 10 Euro, und das Rad, das vorher geeiert hat wie besoffen, lauft wieder schnurgerade in der Spur. Nach ein paar km am Fluss entlang über Sarnicao (alte Kindheitserinnerungen werden wach) wenden wir uns nach Süden, dem Flüsschen Oglio entlang.

Die Poebene zeigt sich über weite Strecken von ihrer gewohnt öden und verkehrsreichen Seite, aber wir erleben auch ruhige, schmale Sträßchen und schläfrige, charmante Dörfer. Unsere Hauptsorge in der brütenden Hitze ist Trinken. Bei jeder Gelegenheit füllen wir nach und lassen uns voll laufen. An einem netten Brunnen spuckt Fritzi nach dem ersten Schluck aus: das Wasser stinkt abscheulich. Ich habe aber in blinder Gier schon einen halben Liter in mich reingeschüttet, und der bleibt auch drin, Gottseidank. Um 6 Uhr queren wir den Po zwischen San Daniele Po und Zibella, und stossen auf einen wunderbaren, frisch ausgeschilderten Radweg am Po entlang. Einziger Nachteil: der Weg läuft ohne klare Richtung ziemlich zufällig durch die Poauen. In heranbrechender Dämmerung und schon recht angemattet fahren wir Parma entgegen, immer zur Autobahnausfahrt, denn ab dort gibt es laut ADAC Campingführer eine Ausschilderung zum “Camping Citadelle”. Davon sehen wir nichts, aber – inzwischen ist es stockfinster – mit etwas Fragen finden wir den Platz auch so; er liegt tatsächlich zentral in der Zitadelle von Parma. Dusche, einfache Brotzeit (wir haben uns den ganzen Tag von einer 10erpackung Croissants ernährt) und Schlafsack.

zurück zum Seitenanfang

In den Schluchten des Apennin - 102km

Nicht schon wieder strahlender Sonnenschein! Der Tag beginnt mit Frühstück an einer Bar in der Innenstadt (selbe wie letztes Jahr). Wir wollen in das Tal dess Flüsschens Secca und zum Passo di Radici (1529m). Dazu müssen wir aber erst noch 50km am Apennin entlang. Dessen Ausläufer verwandeln die Staße in eine etwas nervige Berg- und Talbahn, ohne nennenswerten Höhengewinn. Ab Sassuolo stellt sich dann immer wieder die Frage nach der richtigen Balance zwischen langweiliger, stark befahrener Hauptstaße im Talgrund, oder abgelegenen, schweisstreibenden Nebenstraßen irgendwo in den Talflanken. Fritzi plädiert strikt fürs erstere – er will heute unbedingt noch den Pass und morgen Livorno erreichen. Der Weg ist das Ziel, halte ich dagegen, und wir geraten ernsthaft in Streit. Schließlich gibt jeder ein bischen nach (Fritzi ein bischen mehr). Obwohl es ständig bergauf zu gehen scheint, gewinnen wir kaum Höhe. Durst quält uns - eine zweite Wasserflasche haben wir uns beide bereits zugelegt. In Rotelia (Immerhin schon auf 200m Höhe) fliehen wir der glühenden Hitze und machen um 3 Uhr nachmittag die einzig grössere Pause des Tages mit kühlem Bier und Cola in einer gemütlichen italienischen Bar. Danach lässt die Hitze nach, es geht definitiv aufwärts und mit dem besseren Überblick ergeben sich herrliche Ausblicke in schütter bewaldete Berghänge unter milder Abendsonne. Die Straße ist kleiner und weniger frequentiert geworden und führt ab der Ponte Dolo (331m) in Kehren mit jetzt recht deutlicher Steigung stetig nach oben. Unser Ziel Montefiorino (800m) erreichen wir um 6 Uhr. Weit und breit kein Zeltplatz, aber hier soll es eine Pension geben. Gibt es auch, ist aber schon ausgebucht. Also doch Straßengraben? Nicht nötig: Wir erfahren, daß 3km weiter eine weitere Übernachtungsmöglichkeit besteht – bergauf natürlich. Der Wirt klärt sogar telefonisch die Verfügbarkeit für uns, und weist uns den Weg. Reichlich müde erreichen wir um ½ 7 Uhr schließlich “Bibulka B&B”, wo wir für 50 Euro einchecken, Dafür gibt es eine einfache 2 Zimmer+Bad Suite. Nachdem wir unseren Hunger auch für den Abend deutlich gemacht haben, zaubert uns die Wirtin auch noch eine Brotzeit. Selbst Fritzi gibt zu, dass es für heute genug ist und ist bald nach der Brotzeit fest eingeschlafen.        Hier klicken für großes Bild  
       Hier klicken für großes Bild  
       Hier klicken für großes Bild  
       Hier klicken für großes Bild  
zurück zum Seitenanfang

Über den Passo del Radici nach Livorno - 152km

  Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild  
Gut gefüttert brechen wir um 9 Uhr auf. Die 3km extra von gestern zahlen sich heute aus: so werden wir “überredet”, auf der angefangenen Nebenstraße weiterzufahren über Frassinoro und andere verschlafene Nester. Die Straße windet sich verkehrsarm mit ein wenig Auf und Ab durch schattige Buchenwälder zum Passo de Radici. Um ½12 Uhr kommen wir dort an. Nach der stillen Romantik des Passo de Cirone (letztes Jahr) sind wir vom Betrieb hier oben etwas enttäuscht, aber trotzdem froh oben zu sein! Dann: Abfahrt! Eine Stunde lang rollen wir bergab, von einem leichten Zwischenanstieg abgesehen, lassen den warmen Mittelmeerwind um uns rauschen und geniessen die Ausblicke auf Dörfer und Kastanienwälder auf den Südhangen des Apennin. Eine Stunde und 1250 Bergabhöhenmeter später erreichen wir Castel del Nuovo.

Das war die Kür. Der Rest des Tages ist Pflicht: 90km bis Livorno, denn jetzt ist klar: wir wollen die Nachtfähre nach Korsika noch erreichen. Ohne Gefälle ist der Wind auf einmal gar nicht mehr angenehm. Bei Gegenwind und brütender Hitze quälen wir uns auf der Hauptstraße mit enormen Verkehr entlang des Fiume Serchio. Um 4 Uhr erreichen wir durchgeglüht Lucca. Eine Stunde Pause in der schattigen Innenstadt bei Bier und Eis, dann weiter nach Pisa auf der SS12. Kurz vor Pisa erhebt sich ein drohender Hügel vor uns – da noch drüber? Doch nein, hier kommt der erste Tunnel den wir erleichtert begrüßen. Nach 1000 Metern unter Tage blicken wir hinab auf Pisa in der Abendsonne. Ein Eis am schiefen Turm, und weiter gehts schnurgerade auf der SS1. 10km vor Livorno ein Knacks – bei Fritzi ist eine Speiche gebrochen, aber was solls, die paar Kilometer gehen jetzt auch noch. Um 8 Uhr sind wir in Livorno, kaufen Ticket und Pizzaimbiss und warten. Als die Fähre um Mitternacht ablegt, ist es immer noch unglaublich schwül. Wir suchen uns einen Platz für Isomatte und Schlafsack an Deck, und schlafen relativ erholsam, bis wir in der Morgendämmerung Bastia erreichen. Gleich nach Betreten der Insel suchen wir uns ein Café und feiern unsere Ankunft.

  Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild  
zurück zum Seitenanfang

Korsische Monotonie - 94km

Von dem letzten Wegstück gibt es wenig zu berichten und und kaum positives. Die Straße führt eintönig in Wellen entlang der Ostküste. Kein Schatten, aber dafür um so mehr Verkehr. Die Sonne brennt gnadenlos auf uns herunter. Soll man den Gegenwind verfluchen, oder eher sein plötzliches Wegbleiben, weil nun gar keine Kühlung mehr da ist? Ich kann meinen wunden Hintern nicht mehr gerade auf dem Fahrradsattel halten. Die einzigen Highlights an der Strecke sind Supermärkte mit großzügig dimensionierten Klimaanlagen und reicher Auswahl an Flüssigem. Mit Ach und Krach erreichen wir um 4 Uhr unsere Ferienwohnung. Zwei Stunden Kühlung im Pool bringen uns auf Normaltemperatur und dann trudelt auch schon der Rest der Familie ein, ebenfalls gut durchgeglüht.

Auch so ein Tag geht vorbei, und die Erinnerung verklärt vieles. Wie sonst könnte es sein, dass man bereits zwei Tage später heiter auf diese qualvollen Momente zurückblickt? Und nicht nur das, sondern sogar schon von den nächsten selbst auferlegten Grausamkeiten träumt!

  Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild     Hier klicken für großes Bild  

Verwendetes Kartenmaterial

Links zu Reiseseiten


http://www.cyclingsearch.de
Tourensammlung von Christian Flenker
http://www.bicycling.de Christian Flenker Radtouren Homepage
http://www.swb.de/personal/elch/reiseberichte.html Karl Brodowsky's: Fahrradtourenbberichte
http://www.reiseerlebnis.de Reiseerlebnisberichte

http://www.ReiseTraeume.de/weltweit/index.html
Reiseerlebnisberichte rund um den Globus
http://pauli.uni-muenster.de/~gehrmab/reiseberichte.html Fahrrad-Reiseberichte
http://www.pervan.de Reiseberichte aus aller Welt