München – Korsika, August 2002

Aufbruch
    
Zwei Wochen Strandurlaub in Korsika mit der ganzen Familie – das zählt auf jeden Fall zu den Highlights des Jahres; die körperliche Anstrengung hält sich dabei in Grenzen. Um dem ganzen eine sportliche Note geben, und um einen lang gehegten Jugendtraum zu erfüllen, entschlossen sich Vater und Sohn (Fritz, 44 und Fritz, 15), die Anreise mit dem Fahrrad zu bewerkstelligen, auf der Route Glonn – Mittenwald – Landeck – Reschenpass – Gardasee - Parma – LaSpezia – Livorno – Bastia. Für die ca. 720km bis LaSpezia veranschlagten wir bequeme 11 Tage (die wir dann locker unterboten), auf normalen, „guten“ Tourenrädern und zumeist auf geteerten Nebenstraßen. Zum Übernachten packten wir ein Zweimannzelt ein; je nach Wetter- und Gemütslage wollten wir uns aber auch die eine oder andere Nacht unter festem Dach gönnen.
Organisatorisches
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Übersicht über die Tagesstrecken

(ohne Kilometer-zähler grob geschätzte Kilometerangaben)
Glonn (bei München) – Mittenwald ca 95 km
Mittenwald – Landeck ca 80 km
Landeck – Prado ca 90 km
Prado – Lana ca 55 km
Lana – Navene (Gardasee) ca 130 km
Navene - Viadana (Poebene) ca 130 km
Viadana - Tizzano (Apennin) ca 65 km
Tizzano - Marina di Carrara ca 100 km
Marina di Carrara - Pisa ca 50 km
Pisa - Angione (Korsika) ca 55 km
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Donnerstag, 15. August

Einem letzen gemeinsamen Frühstück folgt um 9:30 Uhr ein herzzereißender Abschied von Frau und Kindern. Beste Wünsche für die Reise begleiten uns. Bei idealem Radelwetter, Sonnenschein und Wolken, gehts zügig und verkehrsarm auf Nebenstraßen durch vertraute Gefielde: über Münster, Großhelfendorf, Kreuzstraße, Weyarn, Warngau, Einhaus, zum Tegernsee, der noch kräftig Hochwasser führt. Bis Kreuth reihen wir uns auf der Bundesstraße in die Autokolonne der Ausflügler ein, und erleben - nicht zum letzen Mal – die motorisierte Mobilität von ihrer unangenehmen Seite. In Kreuth gibts Käsespätzle für alle, und dazu Gratisunterhaltung mit einheimischem Rentner, der uns – streng vertraulich – seine Schwammerlplätze verrät. Beim Weiterfahren großes Hallo – wir treffen Christian und Anette, Arbeitskollegen, die sich hier per Mountainbike ausgetobt haben. Fritzi entdeckt einen Radlweg nach Glashütte, ungeteert und durchaus hügelig, aber immer noch besser als die Bundesstraße. Und schon sind wir am Aachenpaß, 964m – bisher läufts ja wie geschmiert! Jetzt gehts auf der Hauptstraße super bergab, dann (immer noch bergab) rechts zum Sylvensteinsee. Pause mit Kraftwerksbesichtigung, dann auf der Deutschen Alpenstraße weiter am See entlang bis Vorderriß. Fritz junior braucht unbedingt Pause, um einen Staudamm in der Isar zu bauen; Fritz senior nimmt inzwischen ein Sonnenbad am Isarstrand, und Zeit für eine Schachpartie ist auch noch. Inzwischen ist es spätnachmittag. Die Deutsche Alpenstraße wird ab hier mautpflichtig (Fahrräder frei) und angenehm schmal, und auch der Verkehr läßt stark nach. Stetig leicht bergauf und schon leicht erschöpft fahren wir mit großartiger Aussicht auf Isartal und Wettersteingebirge nach Wallau, und dann auf Radwegen entlang der B13 nach Mittenwald. Der Zeltplatz erscheint uns mit 15Euro für uns beide reichlich teuer, aber billiger wurde es auch den Rest der Fahrt nicht – unsere Preisvorstellungen waren wohl etwas naiv. Abends Schach im Biergarten am Zeltplatz – bei überhandnehmender Dunkelheit einigen wir uns auf remis.     
    
    
    
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Freitag, 16. August

    
Unsere erste Zeltnacht verläuft unproblematisch, und regnen tuts nur in meinen Träumen. Um 8 Uhr stehen wir auf, packen zusammen und fahren los. Um unser Reisebudget zu schonen (50 Euro pro Tag), kaufen wir bei Penny ein, dann Parkbankfrühstück. Dann geht’s südlich, durch Scharnitz, lange abseits der großen Straße, Richtung Seefeld. Erst die letzen 5 km vor der Paßhöhe müssen wir auf der Hauptstraße raufstrampeln – ein Vorgeschmack auf den Reschenpaß. Mittags sind wir oben in Seefeld, 1200m, und gönnen uns eine Pause am schattigen Dorfbrunnen mit Schach und Schlaf. Dann folgt eine herrliche Abfahrt nach Telfs – nur schade, daß man 600 Höhenmeter bergab so schnell hinter sich bringt! Im Inntal gibt es dann doch erstaunlich viele Alternativen zur Hauptstraße, malerisch fahren wir Inn-aufwärts, durch Felder und erste Obstwiesen, oft entlang der Bahnstrecke. Bei Ötzbruck allerdings, kurz vor Imst, wird es unfeierlich: Der Inn läuft in enger Schlucht, schon die Bundestraße weicht nach oben aus, und unsere Radlroute geht höchst romantisch, aber schweißtreibend noch ein gutes Stück höher nach Karres. Oben Erschöpfungspause; ist ja auch schon ½4 Uhr. Runter gehts allerdings wieder prima. Um Imst irren wir etwas herum, finden den Radweg nicht, und quälen uns dann doch einen abwegig steilen Weg zur Bundesstraße rauf, die uns dann bergab nach Schönwies führt. Von dort führt uns in der Abendsonne ein idyllischer, geteerter Radweg links des Inns nach Zams. Der dortige Zeltplatz existiert nicht mehr, also noch ein paar Kilometer weiter nach Landeck, wo ein heimeliger Zeltplatz mit Duschen auf uns wartet. Abends noch ein fettes Abendessen mit Cordonbleue und Pizza – so sind wir gut gefüttert morgen für den Reschenpaß.
         
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Samstag, 17. August

              
     Wie schon gewohnt, Frühstückseinkauf beim Supermarkt, dann Aufsuchen einer Parkbank und opulentes Pennerfrühstück mit Blick auf den tosenden Inn. Das Inntal ist jetzt schon recht eng, trotzdem bietet der Weg nach Nauders überraschend viele Möglichkeiten, der Hauptstraße auszuweichen, allerdings muß man ein paar kleinere Extra-steigungen in Kauf nehmen, gelegentlich auch Schotterstraßen. Fast ohne Bundesstraße geht es über Prutz, Ried, Tössens nach Pfunds, aber 4km später, bei der Kajetansbrücke, gibt es kein Entrinnen mehr. Begleitet von Autokolonnen fahren wir 9km gleichmäßig bergauf. Tief unter uns fließt, aus der Schweiz kommend, der Inn. Festung Nauders. Die Durchfahrt eines 500m Tunnels jagt uns Angst ein. Wir strampeln was das Zeug hält, erzeugen aber trotzdem eine lange Autoschlange, weil ein LKW uns vernünftigerweise im Tunnel nicht überholt. Nach einer Stunde sind wir in Nauders – so schlimm war es ja gar nicht! In Nauders Pause mit Wasser und Brot – was für eine Wohltat – dann auf geteerter Nebenstrecke nochmal 200 Höhenmeter leicht ansteigend zum Paß, 1450m, dann eben weiter zum Reschensee. Wir betaunen das im See versunkene Dorf Grann, und am Ende des Reschensees stellt sich schön langsam Gefälle ein. Jetzt pfeifen wir auf verkehrsarme Nebenstrecken: wir stellen uns auf die Bundesstraße und rollen fast ohne Bremsen in Kehren 500 Höhenmeter runter nach Mals. Und weils so schön war, bleiben wir gleich auf der Bundesstraße und düsen über Schluderns nach Spondinig – ganz ohne Treten gehts hier leider nicht mehr. Fünf Uhr – wir heben uns noch was auf für morgen und suchen den Zeltplaz „Kiefernhain“ in Prad auf (es gibt dort drei zur Auswahl), Schwimmbad inbegriffen! Abends wie gewohnt Essen (Pizza), Schach, Tagebuch und eine SMS in die Heimat. Nur beim Flüssigen wirds jetzt höchste Zeit vom Weißbier auf Rotwein umzusteigen! Wie schon die letzten Tage ist es sommerlich warm, aber es gibt leichte Regentropfen und Gewittergrollen.
         
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Sonntag, 18. August

Ein gemütlicher Tag: nur ca. 50km zum Tagesziel, meinen Eltern, die im Wohnwagen bei Meran Urlaub machen. Nach Sonntagsfrühstück und (wie sich's gehört) Kirchgang schwingen wir uns erst um ½11 Uhr in den Sattel. Eben und auf teilweise schlechten Nebenstraßen fahren wir nach Laas, auf Radweg steil bergab nach Schlanders, und dann lange, immer leicht bergab auf geteerten Landwirtschaftswegen durch Obstplantagen Richtung Meran. Ab und zu ein Apfel im Fahren gepflückt und gegessen – fast wie im Paradies! Erst acht Kilometer vor Meran kommen wir auf die häßliche Hauptstraße, fahren steil bergab an Algund vorbei, zweigen ab nach Marling und fahren nach Lana. Vati hat angeboten, uns mit dem Auto am Fuß des Gampenpasses abzuholen – ein Angebot, das wir (schon aus Höflichkeit) nicht ablehnen können, besonders weil der Zeltplatz 400 Höhenmeter über Lana liegt. Mutti begrüßt uns freudig, wir werden heftig verwöhnt und verbringen einen sehr gemütlichen Abend.
              
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Montag, 19. August

Gut geschlafen im Wohnwagenvorzelt, ein letztes ausgiebiges Frühstück, und wir verabschieden uns wieder von Oma/Opa/Eltern. Zurück nach Lana schaffen wir es, bergab, ohne (groß-)elterliche Hilfe, und auf gut beschilderter Radroute fahren wir erst Nebenstraßen, dann durch Obstplantagen bis Bozen. In den Aussenbezirken von Bozen müssen wir durch einige für Radfahrer sehr ekelhafte Zubringerstraßen und Autobahneinfädler – die Radfahrerhölle pur – dann gehts auf dem Damm der Etsch perfekt ausgebaut kilometerfressend nach Auer, Neumarkt, Salurn und rein ins Italienische. Der auffrischende Gegenwind hat uns gar nicht merken lassen, wie heiß es geworden ist. Nur Durst quält uns – wo sind nur all die nettenBrunnen geblieben? In Trento machen wir einen Abstecher in die Innenstadt, zischen zwei Liter Wasser und ein Mega-eis in einer Gelateria, machen Brotzeit im Park und warten die Hitze ab; 32 Grad zeigt das Thermometer. Wir setzen uns den Gardasee als Tagesziel. Um vier Uhr weiter entlang der Etsch, aber jetzt gehts zäher, auch wegen des immer stärker werdenden Durstes. „Ich wollte ich hätte was zu trinken!“ stöhnt Fritz bei einer Pause kurz vor Rovereto, und entdeckt mitten im Satz, wie ein erfüllter Feenwunsch, einen Trinkbrunnen. Wir kippen uns voll, auch die Hitze ist jetzt gemildert, fahren mit neuen Kräften nach Mori, und verlassen dort das Etschtal. Auf der häßlichen, extrem stark befahrenen SS240 gehts aus dem Tal heraus Richtung Gardasee. Immerhin gibs einen Radweg für die zweite Hälfte der Strecke. Die Abfahrt runter zum Gardasee ist, wie alle Abfahrten, berauschend, aber der See selber und das Städtchen Torbole sind abschreckend touristisch verkommen, und alle Zeltplätze sind übervoll. Auf der wild-romantischen, in die steile Feldwand gequetschten Küstenstraße mit netten kurzen Tunnels fahren wir 10 km hungrig in aufkommender Dämmerung bis Navene kurz vor Malcesine und finden dort einen einfachen Zeltplatz mit Pizzerria. 130km, das sollte für heute genügen.
              
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Dienstag, 20. August

    
    
    
Fritz hat die gute Idee, der Mittagshitze auszuweichen und schon sehr früh zu fahren, um sieben Uhr. Um 10 Uhr sind wir in Garda, und jetzt müssen wir dringend ins Wasser! Wir bleiben bis zwei Uhr, dann ertragen wir unsere eigene Faulheit nicht mehr. In starkem Verkehr fahren wir entlang des Sees bis Peschierra del Garda, das wir in 1½ Stunden erreichen, und auf der selben Straße weiter Richtung Mantova. Die Alpen haben wir jetzt hinter uns gelassen, aber noch bis kurz vor Mantova führt uns die Straße in nachlassender Hitze durch hügeliges Land. Kurz vor Mantova stoßen wir dann auf den Beginn eines offiziellen Radwegs „Mantova – Peschierra“ – das hätten wir eher wissen sollen! Pünktlich zu den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir den Stadtplatz von Mantova, bestaunen den Dom, ziehen uns in malerischer Atmosphäre eine Billigpizza und Billigrotwein rein, und beschließen, die Kühle und den nachlassenden Autoverkehr am Abend auszunützen, um noch weiterzufahren Richtung Parma, bis sich im Freien ein Plätzchen zum Schlafen findet. Wir haben die Rechnung aber ohne die lokale Fauna gemacht. Das Plätzchen im Ackerrain, das wir um ½10 Uhr wählen, ist durchaus bequem, aber so mückenbefallen, daß an Schlaf gar nicht zu denken ist – da kann man auch Radfahren, um die häßlich Poebene schnell hinter sich zu bringen! Also schwingen wir uns um Mitternacht erneut auf die Räder, und fahren zunächst auf einer angenehmen Seitenstraße weiter, die dann allerdings immer größer wird, und nach dem Po-übergang bei Viadana in die SS42 einmündet. Der Verkehr hier ist um 2 Uhr morgens vermutlich durchaus reduziert, aber immer noch sehr unangenehm, und besteht hauptsächlich aus Lastwagenmonstern, die mit furchteinflößender Gewalt vorbeidonnern! Stur strampeln wir Richtung Parma. Ein neuer Schlafversuch im Ackerrain endet wie der erste. Es ist immer noch schwül, aber Wolken ziehen auf und wenige, dicke Regentropfen fallen. Um ½3 Uhr legen wir alle Scham ab und legen uns im Biwaksack in die Arkaden eines Geschäfts direkt an der Straße – immerhin eine mückenfreie Zone, und außer vorbeirumpelnden LKWs stört niemand unsere Nachtruhe auf hartem Beton.
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Mittwoch, 21. August

Um ½6 Uhr, bevor zu viele Passanten unser Pennerglück stören, packen wir zusammen und fahren weiter nach Parma, wo wir um 7 Uhr ankommen – die Poebene liegt hinter uns! Erschöpft gönnen wir uns ein Frühstück in einer Bar und legen die Route über den Apennin fest: der Passo del Cirone soll es sein. War die Poebene ein eher negatives Erlebnis, so wandelt sich jetzt das Bild; allerdings nur, solange man von der heftig frequentierten SS665 wegbleibt. Am Fluß Parma entlang erreichen wir schnell die ersten sanften Ausläufer des Apennin und nach 8km unvermeidlicher SS665 das Städtchen Langhirano, immerhin schon auf 265m Höhe. Nur weg von der Hauptstraße! Also, auf die Ostseite des Parma-tals, hoch, viel zu hoch, hinauf, nur um festzustellen, dass die Karte ungenau und der gewählte Weg eine Sackgasse ist: Das Dorf Carpaneto, zu dem uns Wegweiser führten, ist nicht das selbe wie das Carpaneto auf unserer Karte. Immerhin, von 400 erstrampelten Höhenmetern können wir knappe 100 nutzen, und kommen nach Carpoponte. Weitere Nebenstraßen am Osthang des Parmatals bringen uns steil hinauf auf 700 Meter über Meeresspiegel. Jetzt ziehen aber dunkle Gewitterwolken auf, und wir strampeln uns gerade noch hinauf ins nächste Dorf, bevor ein heftiger Platzregen abgeht. Ein freundlicher Italiener läßt uns in seiner Terasse unterstehen. In unserer etwas mühsamen Unterhaltung gibt er uns den Tip, dass in Tizzano (3km weiter bergauf) ein „agroturismo“, also eine Pension, sei. In einer Regenpause fahren wir dorthin, statt nach Corniglio, unserem eigentlichen Tagesziel. Unser Doppelzimmer in der Casa Nuova ist riesig und rustikal und kostet für uns beide 84 Euro, Abendessen inklusive. Nach Duschen, Schlaf nachholen und Tagebuch zu virtuoser Klaviermusik vom Sohn des Hauses geniessen wir ein ausgezeichnetes italienisches Abendessen. Während und nach dem Abendessen entsteht eine dreisprachige Unterhaltung mit den Wirtleuten und den anderen 8-9 Gästen, unser Unternehmen erfährt allgemeine Bewunderung und wir diskutieren gründlich alternative Radlrouten über den Apennin.     
    
    
    
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Donnerstag, 22. August

         
Dichter Nebel umfängt die Casa Nuova am nächsten Morgen. Nach Frühstück – einfacher als das Abendessen – erst einmal eine wunderschöne 30 minütige Abfahrt zum Fluß Parma, mit wenig Bedarf für Bremse und Pedal. Dann beginnt die steile Straße rauf zum Paß, so gut wie ohne Verkehr, die Sonne gnädigerweise hinter Nebel und Wolken verborgen. Aus der Karte nicht ersichtlich, steigt die Straße nicht gleichmäßig an, sondern nähert sich der Paßhöhe in stetem Auf und Ab – da gibts immer wieder mal 100m Abfahrten dazwischen. Wasser ist bald zuende; ein freundlicher Alter erlaubt uns, uns bei seinem Wasserhahn zu bedienen. Erst hinter dem Dorf Bosco entscheidet sich die Paßstraße endgültig für „aufwärts“, und führt uns mit Blick auf herrliche Wälder und nebelverhangene Wiesen zum Passo de Cirone, 1255m, den wir genau um 12 Uhr erreichen. Karge Brotzeit bei einer kleinen Kapelle; unsere zwei Tage alten Semmeln sind besser als nichts. Und dann: runter, und zwar steil, und Gottseidank immer noch so gut wie ohne Verkehr. Der Wald wird dichter und flächendeckend, viele Kastanien sind darunter. Nach 25 herrlichen, kurvigen Bergab-kilometern, vorbei an romantischen Dörfchen und idyllischen Gebirgsbächen mündet das Sträßchen kurz vor Pontremoli in die SS62. Damit geht die schönste Strecke des Tages, und wohl auch der ganzen Tour zu Ende. Von Pontremoli aus können wir der Hauptstraße nochmal 12km entkommen, aber dann hat sie uns doch – zwar wegen des Restgefälles nicht anstrengend, aber laut, stinkend und wohl auch ein bischen gefährlich. Bis auf eine Freßpause am Supermarkt (einschl. 500ml Coppa Amarena Eis) fahren wir zwischen Eisenbahn, Autobahn und Fluß eingebettet an La Spezia vorbei zum Meer. Meer! Fritzi muß gleich rein, dann fahren wir noch ein paar Kilometer weiter zum erstbesten Zeltplatz, bei Marina di Carrara, laut, stinkend, aber mit herrlichem Sandstrand. Bad, Pizza und lange Fachgespräche (Computer und Programmierung) beenden den Tag.     
         
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Freitag, 23. August

Jetzt wirds gemütlich. Selbst mit der „Fleißaufgabe“, über Pisa nach Livorno weiterzufahren (statt, wie ursprünglich geplant, ab La Spezia nach Korsika überzusetzen), sind jetzt keine großen Strecken mehr angesagt. Wir fahren – unspektakulär – die Strandstraße entlang, die im wesentlichen an 40km Badeindustrie vorbeiführt, mit den dazugehörenden Menschenmassen und Fortbewegungsmitteln. Hinter Viareggio machen wir Mittagspause in einem schattigen Picknick-park, mit Schach und belegten Broten, und fahren dann unter drohenden Gewitterwolken weiter Richtung Pisa. Nach einem Hungernotstop bei MacDonalds (kleinen Regen aussitzen) gehts noch ein paar Kilometer weiter, bevor wir auf dem Zeltplatz in Pisa eintreffen, nur wenige hundert Meer entfernt vom Turm. Die Wolken verziehen sich wieder, und wir fahren nach Zeltaufbau noch in die Altstadt, lassen in der Abendsonne Kathedrale, Baptisterium und Glockenturm auf uns wirken und bilden uns fort mittels Pisa-reiseführer. Pizza und Rotwein in der Altstadt beschließen den Abend.     
    
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Samstag, 24. August

Die Kultur öffnet erst um 10 Uhr, also Ausschlafen, ruhiges Einkaufen, und ein einfaches Frühstück im Schatten der historischen Stadtmauer. Frisch gestärkt stellen wir uns den kulturellen Herausforderungen von Pisaer Friedhof (ruhig), Kathedrale (laut und wenig feierlich) und Taufkapelle, mit 16 gesalzenen Euro Eintritt für uns beide. Auf die Besteigung des Turms, mit 30Euro extra, verzichten wir. Fritzi schmiedet heftige Pläne für eine Pisa-webseite und fotografiert wie wild. Gut weitergebildet setzen wir uns um ein Uhr in Fahrt in Richtung Livorno, auf lauten, stinkenden Sraßen (was sonst). Mittagspause unter Bäumen in feierlicher Stille bei der romanischen Kirchen von San Piero a Grado. Ungefähr um drei Uhr erreichen wir in glühender Hitze den Hafen von Livorno, kaufen ein Ticket und Essen für die Fähre und warten; geplante Abfahrt ist ½7 Uhr abends. Mit einer Stunde Verspätung legen wir schließlich in untergehender Sonne ab Richtung Korsika. Auf der Fähre macht sich Müdigkeit und Langeweile breit; immerhin schlafen wir dann noch zwei Stunden tief und fest, und verschlafen beinahe das Aussteigen in Bastia. Auch wenn es inzwischen Mitternacht ist – die restlichen 33km zum Zeltplatz wollen wir jetzt auch noch hinter uns bringen. Die N193/N198 von Bastia nach Süden entlang der Küste ist deutlich hügeliger, als ich sie von letztem Jahr (vom Auto aus) in Erinnerung habe, und die ganze Tour über sind wir nicht soviel angehupt und angepöbelt worden wie diese kurze Strecke - korsische Mentalität? Wir sind recht erleichert, als wir die Abzweigung nach Anghione erreichen, und um ½3 Uhr morgens erreichen wir den Zeltplatz. Leise schieben wir uns rein, Zeltaufbau, eine nächtliche Dusche, und um ½4 Uhr angenehme Ruhe.
         
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Sonntag, 25. August

Angekommen! In dem Bewußtsein, es geschafft zu haben, schlafen wir aus solange es nur geht, und machen uns auf die Suche nach Frühstück. In der Strandbar werden wir fündig, und danach gibts ein herzliches Wiedersehen mit der Familie Rittershaus, die hier schon eine Woche Zelturlaub hinter sich hat. Beim ritterhäuslichen Willkommenkaffee geht ein heftiger Regenschauer nieder. überhaupt wird das Wetter, das es die vergangenen Tage so gut mit uns gemeint hat, jetzt zunehmend launischer (und bleibt es auch für den Rest unseres Urlaubs). So oder so, der Rest des Tages vergeht mit entspanntem Nichtstun und Herumhängen. Der Rest der Familie hat sich für morgen angesagt. Der Urlaub kann beginnen.     
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Was hätte man besser machen können?

Im wesentlichen lief unsere Radtour erstaunlich reibungslos ab. Viel dazu beigetragen hat bestimmt, daß uns das Wetter nicht im Stich gelassen hat, und daß ein Großteil der Route radtouristisch gut erschlossen ist (Inntal, Etschtal). Kleinere Pannen bzw. Verbesserungsvorschläge:
  • Reschenpass (Anstieg): Statt der Autostraße ab Kajetansbrücke gibt es auch eine Paßstraße weiter hinten im Inntal, ab Martina, die keine Tunnels enthält, und auf der eventuell weniger Verkehr herrscht. Wir entschieden uns für die Hauptstraße, weil sie wohl etwas „leichter“ ist, aber ein Genuß war die Fahrt auf ihr nicht.
  • Gardasee: Kann man meines Erachtens vergessen, und man sollte gleich die Etsch weiterfahren bis Verona, das scheint ein gut ausgebauter Radweg auf dem Etschdamm zu sein, wenig spektakulär, aber getrennt vom Autoverkehr. Und wenn es denn schon Gardasee sein muß, dann wenigstens den Radweg Peschiera – Mantova nicht übersehen, wie wir das getan haben.
  • Po-ebene: Augen zu und durch! Hier wird dem Auge nichts geboten, der Nase um so mehr – es stinkt nach Tierischem, Pflanzlichem und Industriellem. Der Verkehr ist abscheulich. Die Po-ebene ist nichts für Freunde wilden Zeltens, und Zeltplätze sind dünn gesät. Unsere Notlösung, eine Nacht durchzufahren, war vielleicht nicht das schlechteste.
  • Kartenmaterial: Im Apennin erwies sich unsere 1:200000 Straßenkarte als nicht ausreichend, weil aus ihr die oft überraschenden Steigungen kaum ersichtlich werden, und sehr viele kleinere Straßen vollständig fehlen. Bei einem Besuch bei Hugendubel konnte ich allerdings nichts besseres finden. Die Wirtsleute der „Casa Nuova“ zeigten uns Wanderkarten im Maßstab 1:25000, die mir widerum zu detailliert erschienen.
Wir planten unsere Route größtenteils auf geteerten Routen, aber mit einigen Schotterstraßen wo keine vernünftige Alternative in Sicht war, und hatten ca 15kg Gepäck dabei. Unsere Räder waren solide „normale“ Tourenräder, nichts extravagantes, der Neupreis betrug ca 550 bzw. 750 Euro. Die Gepäckmenge wurde begrenzt durch die Größe der Packtaschen (nur für hinten; keine extra Taschen seitlich am Vorderrad). Links und rechts Kleidung für jedes Wetter, obendrauf Schlafsack, Isomatte und Zelt, dazu Kleinzeug wie Handy, Taschenlampe, Biwaksack, Waschzeug, Sonnencreme, Mückenschutz, 1kg Kartenmaterial, Reiseschach, Werkzeug. An Werkzeug hatten wir nur das nötigste, und brauchten Gottseidank gar nichts davon: Flickzeug, Pumpe, Schraubenzieher, ein paar Imbus-schlüssel, „Knochen“, ein Reservesatz Bremsbeläge. Einen Reserveschlauch hätte wohl auch nicht geschadet. Ich hatte auch eine kleine Tasche vorn am Lenker, für Brotzeit und als Kartenhalter. Eine Wasserflasche in Griffweite am Rahmen – das wars.
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Literatur und Karten

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Links zu Reiseseiten


http://www.cyclingsearch.de
Tourensammlung von Christian Flenker
http://www.bicycling.de Christian Flenker Radtouren Homepage
http://www.swb.de/personal/elch/reiseberichte.html Karl Brodowsky's: Fahrradtourenbberichte
http://www.reiseerlebnis.de Reiseerlebnisberichte

http://www.ReiseTraeume.de/weltweit/index.html
Reiseerlebnisberichte rund um den Globus
http://pauli.uni-muenster.de/~gehrmab/reiseberichte.html Fahrrad-Reiseberichte
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