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Zwei Wochen Strandurlaub in Korsika mit der ganzen Familie – das zählt auf jeden Fall zu den Highlights des Jahres; die körperliche Anstrengung hält sich dabei in Grenzen. Um dem ganzen eine sportliche Note geben, und um einen lang gehegten Jugendtraum zu erfüllen, entschlossen sich Vater und Sohn (Fritz, 44 und Fritz, 15), die Anreise mit dem Fahrrad zu bewerkstelligen, auf der Route Glonn – Mittenwald – Landeck – Reschenpass – Gardasee - Parma – LaSpezia – Livorno – Bastia. Für die ca. 720km bis LaSpezia veranschlagten wir bequeme 11 Tage (die wir dann locker unterboten), auf normalen, „guten“ Tourenrädern und zumeist auf geteerten Nebenstraßen. Zum Übernachten packten wir ein Zweimannzelt ein; je nach Wetter- und Gemütslage wollten wir uns aber auch die eine oder andere Nacht unter festem Dach gönnen. |
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Ein gemütlicher Tag: nur ca. 50km zum Tagesziel, meinen Eltern, die im Wohnwagen bei Meran Urlaub machen. Nach Sonntagsfrühstück und (wie sich's gehört) Kirchgang schwingen wir uns erst um ½11 Uhr in den Sattel. Eben und auf teilweise schlechten Nebenstraßen fahren wir nach Laas, auf Radweg steil bergab nach Schlanders, und dann lange, immer leicht bergab auf geteerten Landwirtschaftswegen durch Obstplantagen Richtung Meran. Ab und zu ein Apfel im Fahren gepflückt und gegessen – fast wie im Paradies! Erst acht Kilometer vor Meran kommen wir auf die häßliche Hauptstraße, fahren steil bergab an Algund vorbei, zweigen ab nach Marling und fahren nach Lana. Vati hat angeboten, uns mit dem Auto am Fuß des Gampenpasses abzuholen – ein Angebot, das wir (schon aus Höflichkeit) nicht ablehnen können, besonders weil der Zeltplatz 400 Höhenmeter über Lana liegt. Mutti begrüßt uns freudig, wir werden heftig verwöhnt und verbringen einen sehr gemütlichen Abend. |
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Gut geschlafen im Wohnwagenvorzelt, ein letztes ausgiebiges Frühstück, und wir verabschieden uns wieder von Oma/Opa/Eltern. Zurück nach Lana schaffen wir es, bergab, ohne (groß-)elterliche Hilfe, und auf gut beschilderter Radroute fahren wir erst Nebenstraßen, dann durch Obstplantagen bis Bozen. In den Aussenbezirken von Bozen müssen wir durch einige für Radfahrer sehr ekelhafte Zubringerstraßen und Autobahneinfädler – die Radfahrerhölle pur – dann gehts auf dem Damm der Etsch perfekt ausgebaut kilometerfressend nach Auer, Neumarkt, Salurn und rein ins Italienische. Der auffrischende Gegenwind hat uns gar nicht merken lassen, wie heiß es geworden ist. Nur Durst quält uns – wo sind nur all die nettenBrunnen geblieben? In Trento machen wir einen Abstecher in die Innenstadt, zischen zwei Liter Wasser und ein Mega-eis in einer Gelateria, machen Brotzeit im Park und warten die Hitze ab; 32 Grad zeigt das Thermometer. Wir setzen uns den Gardasee als Tagesziel. Um vier Uhr weiter entlang der Etsch, aber jetzt gehts zäher, auch wegen des immer stärker werdenden Durstes. „Ich wollte ich hätte was zu trinken!“ stöhnt Fritz bei einer Pause kurz vor Rovereto, und entdeckt mitten im Satz, wie ein erfüllter Feenwunsch, einen Trinkbrunnen. Wir kippen uns voll, auch die Hitze ist jetzt gemildert, fahren mit neuen Kräften nach Mori, und verlassen dort das Etschtal. Auf der häßlichen, extrem stark befahrenen SS240 gehts aus dem Tal heraus Richtung Gardasee. Immerhin gibs einen Radweg für die zweite Hälfte der Strecke. Die Abfahrt runter zum Gardasee ist, wie alle Abfahrten, berauschend, aber der See selber und das Städtchen Torbole sind abschreckend touristisch verkommen, und alle Zeltplätze sind übervoll. Auf der wild-romantischen, in die steile Feldwand gequetschten Küstenstraße mit netten kurzen Tunnels fahren wir 10 km hungrig in aufkommender Dämmerung bis Navene kurz vor Malcesine und finden dort einen einfachen Zeltplatz mit Pizzerria. 130km, das sollte für heute genügen. |
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Fritz hat die gute Idee, der Mittagshitze auszuweichen und schon sehr früh zu fahren, um sieben Uhr. Um 10 Uhr sind wir in Garda, und jetzt müssen wir dringend ins Wasser! Wir bleiben bis zwei Uhr, dann ertragen wir unsere eigene Faulheit nicht mehr. In starkem Verkehr fahren wir entlang des Sees bis Peschierra del Garda, das wir in 1½ Stunden erreichen, und auf der selben Straße weiter Richtung Mantova. Die Alpen haben wir jetzt hinter uns gelassen, aber noch bis kurz vor Mantova führt uns die Straße in nachlassender Hitze durch hügeliges Land. Kurz vor Mantova stoßen wir dann auf den Beginn eines offiziellen Radwegs „Mantova – Peschierra“ – das hätten wir eher wissen sollen! Pünktlich zu den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir den Stadtplatz von Mantova, bestaunen den Dom, ziehen uns in malerischer Atmosphäre eine Billigpizza und Billigrotwein rein, und beschließen, die Kühle und den nachlassenden Autoverkehr am Abend auszunützen, um noch weiterzufahren Richtung Parma, bis sich im Freien ein Plätzchen zum Schlafen findet. Wir haben die Rechnung aber ohne die lokale Fauna gemacht. Das Plätzchen im Ackerrain, das wir um ½10 Uhr wählen, ist durchaus bequem, aber so mückenbefallen, daß an Schlaf gar nicht zu denken ist – da kann man auch Radfahren, um die häßlich Poebene schnell hinter sich zu bringen! Also schwingen wir uns um Mitternacht erneut auf die Räder, und fahren zunächst auf einer angenehmen Seitenstraße weiter, die dann allerdings immer größer wird, und nach dem Po-übergang bei Viadana in die SS42 einmündet. Der Verkehr hier ist um 2 Uhr morgens vermutlich durchaus reduziert, aber immer noch sehr unangenehm, und besteht hauptsächlich aus Lastwagenmonstern, die mit furchteinflößender Gewalt vorbeidonnern! Stur strampeln wir Richtung Parma. Ein neuer Schlafversuch im Ackerrain endet wie der erste. Es ist immer noch schwül, aber Wolken ziehen auf und wenige, dicke Regentropfen fallen. Um ½3 Uhr legen wir alle Scham ab und legen uns im Biwaksack in die Arkaden eines Geschäfts direkt an der Straße – immerhin eine mückenfreie Zone, und außer vorbeirumpelnden LKWs stört niemand unsere Nachtruhe auf hartem Beton. |
Um ½6 Uhr, bevor zu viele Passanten unser Pennerglück stören, packen wir zusammen und fahren weiter nach Parma, wo wir um 7 Uhr ankommen – die Poebene liegt hinter uns! Erschöpft gönnen wir uns ein Frühstück in einer Bar und legen die Route über den Apennin fest: der Passo del Cirone soll es sein. War die Poebene ein eher negatives Erlebnis, so wandelt sich jetzt das Bild; allerdings nur, solange man von der heftig frequentierten SS665 wegbleibt. Am Fluß Parma entlang erreichen wir schnell die ersten sanften Ausläufer des Apennin und nach 8km unvermeidlicher SS665 das Städtchen Langhirano, immerhin schon auf 265m Höhe. Nur weg von der Hauptstraße! Also, auf die Ostseite des Parma-tals, hoch, viel zu hoch, hinauf, nur um festzustellen, dass die Karte ungenau und der gewählte Weg eine Sackgasse ist: Das Dorf Carpaneto, zu dem uns Wegweiser führten, ist nicht das selbe wie das Carpaneto auf unserer Karte. Immerhin, von 400 erstrampelten Höhenmetern können wir knappe 100 nutzen, und kommen nach Carpoponte. Weitere Nebenstraßen am Osthang des Parmatals bringen uns steil hinauf auf 700 Meter über Meeresspiegel. Jetzt ziehen aber dunkle Gewitterwolken auf, und wir strampeln uns gerade noch hinauf ins nächste Dorf, bevor ein heftiger Platzregen abgeht. Ein freundlicher Italiener läßt uns in seiner Terasse unterstehen. In unserer etwas mühsamen Unterhaltung gibt er uns den Tip, dass in Tizzano (3km weiter bergauf) ein „agroturismo“, also eine Pension, sei. In einer Regenpause fahren wir dorthin, statt nach Corniglio, unserem eigentlichen Tagesziel. Unser Doppelzimmer in der Casa Nuova ist riesig und rustikal und kostet für uns beide 84 Euro, Abendessen inklusive. Nach Duschen, Schlaf nachholen und Tagebuch zu virtuoser Klaviermusik vom Sohn des Hauses geniessen wir ein ausgezeichnetes italienisches Abendessen. Während und nach dem Abendessen entsteht eine dreisprachige Unterhaltung mit den Wirtleuten und den anderen 8-9 Gästen, unser Unternehmen erfährt allgemeine Bewunderung und wir diskutieren gründlich alternative Radlrouten über den Apennin. | ![]() ![]() ![]() ![]() |
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Jetzt wirds gemütlich. Selbst mit der „Fleißaufgabe“, über Pisa nach Livorno weiterzufahren (statt, wie ursprünglich geplant, ab La Spezia nach Korsika überzusetzen), sind jetzt keine großen Strecken mehr angesagt. Wir fahren – unspektakulär – die Strandstraße entlang, die im wesentlichen an 40km Badeindustrie vorbeiführt, mit den dazugehörenden Menschenmassen und Fortbewegungsmitteln. Hinter Viareggio machen wir Mittagspause in einem schattigen Picknick-park, mit Schach und belegten Broten, und fahren dann unter drohenden Gewitterwolken weiter Richtung Pisa. Nach einem Hungernotstop bei MacDonalds (kleinen Regen aussitzen) gehts noch ein paar Kilometer weiter, bevor wir auf dem Zeltplatz in Pisa eintreffen, nur wenige hundert Meer entfernt vom Turm. Die Wolken verziehen sich wieder, und wir fahren nach Zeltaufbau noch in die Altstadt, lassen in der Abendsonne Kathedrale, Baptisterium und Glockenturm auf uns wirken und bilden uns fort mittels Pisa-reiseführer. Pizza und Rotwein in der Altstadt beschließen den Abend. | ![]() ![]() |
Die Kultur öffnet erst um 10 Uhr, also Ausschlafen, ruhiges Einkaufen, und ein einfaches Frühstück im Schatten der historischen Stadtmauer. Frisch gestärkt stellen wir uns den kulturellen Herausforderungen von Pisaer Friedhof (ruhig), Kathedrale (laut und wenig feierlich) und Taufkapelle, mit 16 gesalzenen Euro Eintritt für uns beide. Auf die Besteigung des Turms, mit 30Euro extra, verzichten wir. Fritzi schmiedet heftige Pläne für eine Pisa-webseite und fotografiert wie wild. Gut weitergebildet setzen wir uns um ein Uhr in Fahrt in Richtung Livorno, auf lauten, stinkenden Sraßen (was sonst). Mittagspause unter Bäumen in feierlicher Stille bei der romanischen Kirchen von San Piero a Grado. Ungefähr um drei Uhr erreichen wir in glühender Hitze den Hafen von Livorno, kaufen ein Ticket und Essen für die Fähre und warten; geplante Abfahrt ist ½7 Uhr abends. Mit einer Stunde Verspätung legen wir schließlich in untergehender Sonne ab Richtung Korsika. Auf der Fähre macht sich Müdigkeit und Langeweile breit; immerhin schlafen wir dann noch zwei Stunden tief und fest, und verschlafen beinahe das Aussteigen in Bastia. Auch wenn es inzwischen Mitternacht ist – die restlichen 33km zum Zeltplatz wollen wir jetzt auch noch hinter uns bringen. Die N193/N198 von Bastia nach Süden entlang der Küste ist deutlich hügeliger, als ich sie von letztem Jahr (vom Auto aus) in Erinnerung habe, und die ganze Tour über sind wir nicht soviel angehupt und angepöbelt worden wie diese kurze Strecke - korsische Mentalität? Wir sind recht erleichert, als wir die Abzweigung nach Anghione erreichen, und um ½3 Uhr morgens erreichen wir den Zeltplatz. Leise schieben wir uns rein, Zeltaufbau, eine nächtliche Dusche, und um ½4 Uhr angenehme Ruhe. |
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Angekommen! In dem Bewußtsein, es geschafft zu haben, schlafen wir aus solange es nur geht, und machen uns auf die Suche nach Frühstück. In der Strandbar werden wir fündig, und danach gibts ein herzliches Wiedersehen mit der Familie Rittershaus, die hier schon eine Woche Zelturlaub hinter sich hat. Beim ritterhäuslichen Willkommenkaffee geht ein heftiger Regenschauer nieder. überhaupt wird das Wetter, das es die vergangenen Tage so gut mit uns gemeint hat, jetzt zunehmend launischer (und bleibt es auch für den Rest unseres Urlaubs). So oder so, der Rest des Tages vergeht mit entspanntem Nichtstun und Herumhängen. Der Rest der Familie hat sich für morgen angesagt. Der Urlaub kann beginnen. | ![]() |
Im wesentlichen lief unsere Radtour erstaunlich reibungslos ab. Viel dazu beigetragen hat bestimmt, daß uns das Wetter nicht im Stich gelassen hat, und daß ein Großteil der Route radtouristisch gut erschlossen ist (Inntal, Etschtal). Kleinere Pannen bzw. Verbesserungsvorschläge:
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![]() http://www.cyclingsearch.de |
Tourensammlung von Christian Flenker |
http://www.bicycling.de | Christian Flenker Radtouren Homepage |
http://www.swb.de/personal/elch/reiseberichte.html | Karl Brodowsky's: Fahrradtourenbberichte |
http://www.reiseerlebnis.de | Reiseerlebnisberichte |
![]() http://www.ReiseTraeume.de/weltweit/index.html |
Reiseerlebnisberichte rund um den Globus |
http://pauli.uni-muenster.de/~gehrmab/reiseberichte.html | Fahrrad-Reiseberichte |
http://www.pervan.de | Reiseberichte aus aller Welt |