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Sonntag 13. April: Quer durch Athen (40km)
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Christine bringt uns frühmorgens zum Flughafen. Mit dem Aufgeben der Räder klappt alles reibungslos, nur die 75 Euro Gebühren für gerade mal 6 kg Übergepäck (einfach!) sind ein leichter Schock. Nach Zwischenlandung in Budapest Ankunft in Athen um 16 Uhr. Wir nehmen unsere Räder in Empfang, allerdings etwas demoliert: Gangschaltung verstellt, Kabel rausgerissen, bei mir das Licht zerdeppert. Nach einer Stunde Basteln sind die Räder notdürftig fahrbereit. Das Wetter ist warm und noch trocken, aber es bläst heftiger Nordwind. Schlimmer: Zum Flughafen führt nur Autobahn, also Autobahnstandspur im Gegenwind. Wir verfluchen die blöde Idee einer Fahrradtour in Griechenland. Der angepeilte Zeltplatz liegt im Athener Norden (der Flughafen im Süden). Es beginnt zu regnen und zu dunkeln. Ein Wasserrohrbruch überschwemmt die Straße, ein vorbeifahrendes Auto näßt mich voll ein. Wir rufen Gitti und Julia an (deutsche Freunde, derzeit in Griechenland), daß wir sie heute nicht mehr vorbeikommen. In gedämpfter Stimmung quälen wir uns durch Athener Feierabendverkehr. Nur eine Brotzeit in einer Bäckerei hebt unsere Stimmung ein bischen. Mit viel Geduld fragen wir uns durch zum Zeltplatz, der tatsächlich existiert und den wir um 1/2 10 Uhr erreichen. Wir machen Brotzeit mit deutscher Wurst und griechischem Brot und verkriechen uns in unsere Schlafsäcke. Hier ist die Welt noch in Ordnung – da stört uns auch das Tröpfeln draussen nicht. |
Am Morgen ist es windig und wolkig, aber die Sonne scheint! Nach den Problemen mit meiner Fahrradkette gestern inspiziere ich diese näher und stelle fest, daß zwei Glieder massiv verbogen sind – die müssen ja beim Flugtransport die Fahrräder geworfen haben! Zum Glück haben wir gestern auf unserer Odyssee ein Fahrradgeschäft gesehen, also hin zu Anastasis Konstantonis in Kifisia und für 30 Euro eine neue Kette, und ein Fahrradschloß kaufen wir auch gleich. A.K. erzählt von seiner Vergangenheit als Rennfahrer im griechischen Nationalteam und weist uns den Weg zur Metrostation. Dort stellen wir unsere Räder ab und fahren ins Athener Zentrum. In den Grünanlagen unter der Akropolis machen wir Mittagsbrotzeit und steigen dann über den Areopag-felsen zur Akropolis (12 Euro für mich, Fritzi frei). Wir bestaunen die Überreste – was für ein großartiges Monument muß das gewesen sein, bevor Türken, Venezianer, Briten und 2000 Jahre Zahn der Zeit vieles zugrunde richteten! Bei einer Umwanderung der Akropolis vergeht die Zeit im Flug; leider ist der antike Marktplatz schon geschlossen, als wir um 17 Uhr dort ankommen. Also schlendern wir durch die engen, mit Souvenirläden touristisch aufgepeppten Gassen der Altstadt, spielen ein spannendes Schach in einem Straßencafe (uff, gerade noch gewonnen) und ziehen uns ein Abendessen rein in einer der vielen Kneipen der Altstadt. Um 22 Uhr fahren wir mit mit Tram und Fahrrad zurück zum Zeltplatz. Mist, meine Kette klemmt immer noch. In der Nacht stürmt es heftig: kein gutes Zeichen für morgen. Gitti erreichen wir erst spät abends telefonisch – kein Treffen mehr. |
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Nächster Morgen: Strahlender Sonnenschein, aber heftiger Nordwind. Leider geht viel Zeit mit Warten verloren, bis um 10 Uhr der Fahrradladen aufmacht und sich mein Radl zur Brust nimmt. Eine schmälere Kette (5 Euro extra) und schon gehts besser. Fritzi hat inzwischen alles zusammengeräumt und sich gelangweilt. ½12 Uhr endlich Abfahrt, nur um 15min erst mal den Weg nach Varimbombi zu erfragen. Gegenwind? Das hier ist Gegensturm! Selbst in der Ebene kommen wir nur mit 10kmh vorwärts, und nach 8 km gehts dann auch noch bergauf in die romantischen Wälder am Fuß des Mt. Parnitha, immerhin auf 700m. Der Wind macht uns fertig – wir können die Szenerie gar nicht geniesen. Ab Katsimidi gehts dann bergab, erst leicht, und der Gegenwind zwingt uns trotzdem zum Treten, dann steil, verkehrsarm, romantisch und schlaglochbewehrt im Kehren runter nach Malakasa. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit spottet jeder Beschreibung. Die Strecke führt jetzt auf größeren Straßen entlang der National Road (Autobahn) durch Industrie – Schluß mit Romantik. Unmerklich ist es heiß geworden und der Wind hat nachgelassen. Immer wieder rätseln wir an Abzweigungen. Wegweiser gibt es schon, aber die Schrift.... Griechisch müßte man können. Auch Fragen hilft nur, wenn der Gegenüber Englisch spricht, oder besser: Deutsch. In Avlonas kaufen wir Croissants, und ein paar Kilometer weiter hocken wir uns an eine Kapelle und futtern. Zwei Alte, die gerade die Kapelle renovieren, sind freundlich und hilfsbereit, aber griechische Redeschwälle helfen uns auch nicht weiter. Ihr Hund begleitet uns noch lange. Abgenervt von Autobahn und Industrie zweigen wir ab zum Ort Dilesi. Der Weg führt an Olivenhainen vorbei erst bergauf, dann runter zum Meer. Endlich Griechenland so, wie man es sich vorstellt: Sonne, Meer, Strand. Leider gibt es in der Vorsaison hier keine Übernachtungsmöglichkeit. Wir kommen (auf Deutsch) ins Gespräch mit einem Barbesitzer (15 Jahre bei Ford in Köln), der sich unserer erbarmt und uns auf seiner Veranda übernachten lässt. Die Zeit bis dahin vergeht mit Schach (verloren – au weia) und mit einem ausgedehnten Abendessen. |
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Unser Nachtquartier ist kostenlos, aber unruhig; ab vier Uhr morgens hektisches Treiben und Hämmern: nebenan wird ein Wochenmarkt aufgebaut. Um sechs Uhr packen wir unsere Sachen, warten bis es hell wir und fahren um ½ 8 Uhr bei Wind und strahlendem Sonnenschein ab. Durch kleine Dörfer mit griechischer Morgenhektik geht es Richtung Halkida; die letzten 10 km allerdings auf belebter Hauptstraße. Ein Wegweiser stellt uns vor die Wahl: „old bridge“ oder „new bridge“? Keine Frage – die alte muß es sein! Ein Blick auf die Karte hätte uns freilich gezeigt, daß damit 8 km Umweg verbunden sind, zum Teil entschädigt uns malerischer Blick übers Meer nach Euböa. Halkida selber ist langweilig. Wir machen ein einfaches Bankfrühstück und ziehen Einkünfte ein über die Fähre am Nordende der Insel. Ja, doch die Fähre ist in Betrieb; also entscheiden wir uns für den Weg durch Euböa. Zunächst führt die Straße zwar verkehrsreich, aber szenisch beeindruckend am Meer entlang. Hinter Psachna verebbt der Verkehr und wir genießen Griechenland: Linkerhand leuchtet das Meer; rechterhand blitzen imposante Schneeberge. Wir selber sind ja noch auf Meereshöhe, doch das ändert sich jetzt rapide. Zuerst durch Felder und Haine, dann durch ausgedehnte duftende Kieferwälder schlängelt sich die Straße nach oben. Pffft – Fritzi hat einen Plattfuß. Reparatur bringt Ärger („schon wieder die selbe Stelle im Schlauch durchgewetzt!“) und schmutzige Hände und kostet 45 Minuten. Etwas weiter wird es flacher, aha wir sind wohl oben. Ein nettes Wirtshaus mit Blick über die sonnenüberflutete Lagune überredet uns zu Bier und Cola. Doch von wegen „oben“. Weiter gehts in endlosen Serpentinen – das muß doch irgenwann aufhören! Doch hinter jeder Wegkehre wartet nur die nächste. Wir schwitzen und werden immer langsamer. Endlich – 3 Uhr – erreichen wir die Paßhöhe auf ca 700-800m. Jetzt erst einmal Brotzeit in idyllischem Kiefernwald und dann ein lauschiges Schläfchen unter griechischer Sonne! Fröstelnd wachen wir ein halbe Stunde später wieder auf: Wolken am Himmel. Wir legen frierend die restliche Strecke bis Prokopi zurück: ein trostloses Kaff, aber angeblich die einzige Unterkunft weit und breit. Englisch hilft hier nichts. Nach viel Gestikulieren und Stottern weist man uns zur Pension (30 Euro). Wir finden eine Taverne; mit unserem Eintreten bricht die männliche Jugend überstürzt auf, die weibliche bleibt als Bedienung für uns als einzige Gäste. Nach einigem Suchen findet sich eine verstaubte Speisekarte auf Englisch (mit Preisen in Drachmen) und wir stottern eine Bestellung zusammen. Das Essen ist lieblos gekocht, aber billig und reichlich, und wir fallen erschöpft in unsere Betten. | |||||||||
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Ein Blick aus dem Fenster: dicke Wolken! Aufstehen um sieben Uhr, Abfahrt um acht mit dem Ziel: Frühstück am Meer (30km bis dahin). Flußabwärts, leicht bergab, gehts zunächst wie geschmiert nach Mandoudi. Die nächsten 15km bringen zwar keine heftigen Steigungen wie gestern, aber das Queren mehrerer langgezogenen Täler kostet auch Zeit und Kraft. Um ½ 11 Uhr erreichen wir beim Limni das Meer und gönnen uns fröstelnd ein einfaches Frühstück am Straßenrand. Jetzt gehts laut Karte immer nach Norden, die Ostseite Euböas am Meer entlang. Eingentlich müßten wir jetzt in wildes Entzücken ausbrechen, angesichts der großartigen Szenerie aus Meer und Bergen, mit dem Band der verkehrsarmen Straße dazwischen. Jenseits des Meers erkennt man die Gebirge des Festlands. Trotzdem will sich das richtige Griechenlandfeeling nicht einstellen: Der trübe Himmel färbt mehr und mehr auf unsere Stimmung ab. Die Straße am Meer ist auch eine andauernde Berg- und Talfahrt. Bei Rovies dann ein großen Schild „Road closed for all vehicles“. Wieder ins Landesinneres, rauf in die Berge? Wir lassen es drauf ankommen, fahren weiter, kommen trotz erheblicher Straßenschäden gut durch und erreichen um 2 Uhr Londra Edipsou. Im Sommer bestimmt ein malerischer Urlaubsort, jetzt aber die meisten Bars und Tavernen geschlossen. Der ganze Ort mauert, betoniert, bastelt und repariert um die Wette, um für die kommende Touristensaison gerüstet zu sein. Lustlos fahren wir weiter und erreichen in Agliokambos gerade recht die Fähre um drei Uhr, die uns in 30 min zum Festland nach Glyfa übersetzt. Mit einem billiges Zimmer (25 Euro) und somit einer klaren Perspektive für den Abend hebt sich unsere Laune und wird nach einer ausgedehnten Spazierkletterei entlang des Strandes richtig gut. Im Aufenthaltsraum des Hotels gibts Bier für den alten und Coke für den jungen Fritz und eine Schachpartie für beide. Abends drei Souvlaki und zwei Wein für gerade 10 Euro – die Welt scheint wieder in Ordnung. Froh steigen wir in unsere Betten. | |||||||||
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Das bittere Erwachen um drei Uhr morgens: es gießt in Strömen. Den ganzen Tag regnet es den schönsten bayrischen Schnürlregen bei Temperaturen von höchstens 10 Grad. Wir fahren nicht weiter. Die drei Straßen von Glyfa sind schnell erforscht. Im Hotel tropft es durch die Decke. Irgendwann ist auch dieser trostlose Tag vorüber. In einer Regenpause nachmittags ein langer Spaziergang mit Fachgesprächen und herrlichem Blick auf die wolkenverhangene Lagune. Wir kommen ins Gespräch mit Caravel, einem deutsch sprechenden Wirt genau gegenüber der Fähranlegestelle. Der Wirt sagt gutes Wetter voraus. Trotzdem: ein Tag verloren – die Zeit bis Thessaloniki wird knapp. | |||||||||
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Back on the road! Das Wetter ist tatsächlich trocken, und wir verlassen um ½ 9 Uhr das inzwischen vertraute Dörfchen Glyfa. Sogleich führt die Straße wieder aufwärts; der Blick rückwärts lässt erahnen, wie traumhaft diese Landschaft bei Sonnenschein wirken muß. Nach 45 Minuten auf der anderen Seite des Höhenzugs wieder abwärts – Olivenhaine links und rechts. Im verschlafenen Fischerdorf Achilio erreichen wir wieder Meereshöhe und nach Überquerung des Talgrunds schwingt sich die Straße auf den nächsten Höhenzug (ca 300m). Oben gibts bei herrlichem Blick, aber kaltem Wind und Wolken ein einfaches Frühstück , dann lange bequem abwärts in das flache Schwemmland von Almiros. Oliven weichen Ackerbau; auch blühende Kirschbaumwiesen gibt es. Hinter dem trostlosen Dorf Sourpi verliert die Landschaft mit den Steigungen aber auch ihren Charme. Zügig aber langweilig gehts durch Almiros nach Mikrothives. Diskussionspause: weiter nach Volos (und dann Zug), oder doch noch das wenig einladende Tal des Pinios, um zum Meer weiterzuradeln, mit Katarini als Endziel? Fritzi lässt sich zu letzterem überreden. Jetzt gehts erst einmal auf Lehmstraße weiter, dann wenig aufregend entlang der Autobahn (ich verfahre mich auch noch). Im Kaff Aerino eine Mittagsbrotzeit, dann auf immer noch kleinen Landstraßen weiter nach Rizomilos. Es ist vier Uhr, wir haben 80 km hinter uns und fangen an, uns nach einer Herberge umzusehen, ernten aber nur Kopfschütteln. Volos (hinter uns) oder Larissa (40km vor uns) sind die einzigen Möglichkeiten. Eigentlich wollten wir Larissa meiden und vorher rechts abbiegen Richtung Meer. Doch es nützt nichts, wir müssen noch mal ordentlich drauflegen. Die Schnellstraße führt brettleben und schnurgerade durch endlos Agrarwüste, häßlich, aber bequem zu fahren und mit erträglichem Verkehr. Um ½ 7 Uhr erreichen wir durchgeschwitzt Larrissa und buchen uns ein im Hotel Arris. Abends ein schöner Spaziergang durch die Altstadt von Larrissa, wo das Nachtleben tobt, und zwei Gyrosburger für jeden von uns. Nach 120 km haben wir die nötige Bettschwere um ruhig zu schlafen. | ||||||
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Daheim kommt heute der Osterhase; hier in Griechenland dauert es freilich noch eine Woche. Ein bischen blauer Himmel lässt hoffen. Um ½ 9 Uhr fahren wir los, zunächst zurück auf der Schnellstraße zurück, dann links weg auf stark befahrener „Nebenstraße“ Richtung Agio. Überall tönt der lautsprecherverstärkte Singsang orthodoxer Gottesdienste, aber Dörfer und Landschaft sind genauso langweilig wie gestern. Erst bei Agio, nach 40 km, ändert sich das Bild. Vor uns liegt der Mt. Assio (1878m), den gilt es zu umrunden. Die Landschaft ist wieder kleinstrukturiert, der Verkehr versiegt, und die Straße schlängelt sich wieder durch Olivenhaine. In einem davon machen wir „Frühstück“, und weiter gehts steil, romantisch und schweißtreibend (besonders jetzt wo die Sonne rauskommt). Bei Melivia zweigt laut Karte ein ungeteerter und „besonders schöner“ Weg ab nach Norden, und wir werden nicht enttäuscht. Es geht noch weiter rauf (ca 700m), und dann sehen wir auch schon runter auf das blaue Meer. Blühende Macchia, Bäume, Wiesenblumen an Straßenrand. Nur die Wegsuche – immerhin noch 15km zum Meer – gestaltet sich zunehmend schwierig. Bei der ersten Abzweigung hilft noch ein Wegweiser im Straßengraben, dessen ursprüngliche Position sich detektivisch rekonstruieren lässt. Bei den folgenden Weggabelungen müssen wir raten, und irgendwo haben wir uns wohl verschätzt. Die Straße wird immer schlechter, Gebirgsbäche von 30 cm Tiefe queren die Straße, zweimal müssen wir umkehren und ½ h wieder raufstrampeln. Schließlich kommt ein Bauer mit Traktor entgegen und bestätigt, daß wir auf dem Weg nach Kotsoupia sind. Da wollen wir eigentlich gar nicht hin, aber egal, bloß auf irgendeine Teerstraße! Um ½ 4 Uhr erreichen wir einen traumhaften menschenleeren Strand, die Sonne steht tief und wir sind schlapp. Erst mal Stullen, dann weiter, plangemäß nach Norden. Unser Tagesziel, Leptokaria, liegt allerdings noch 50km weg. Der Weg geht jetzt zudem so steil wieder rauf auf 300m, daß wir trotz des Höchstmaßes an Romantik und Naturgenuß schier am verzweifeln sind. Endlich oben, in Karisa, machen wir uns auf Zimmersuche. Das erste mit 60 Euro zu teuer, aber das zweite, in Stomio (wieder Meereshöhe) ist erschwinglich und richtig nett. Man spricht deutsch, der Besitzer holt uns persönlich zum Abendessen (Kottlett) und uns gehts wieder richtig gut. | ||||
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Noch im Dunkeln stehen wir Punkt sechs Uhr am Kai. Die Agia Anna wartet schon darauf, uns in knapp zwei Stunden nach Dafni zu bringen. Die Mitreisenden an Bord sind größtenteils griechische Pilger; auch ein paar „echte“ Mönche in schwarzer Kluft sind an Bord. Die paar mitreisenden Mitteleuropäer wirken in ihrer Biederkeit etwas deplaziert. In aufkommender Morgendämmerung bietet sich schon vom Meer aus ein großartiger Blick auf die aufgereihten Klosterfestungen. In Dafni angekommen machen wir uns auf den Weg „links die Insel rauf“, zunächst auf breiter gepflasterter Straße, dann geht auch schon rechts einer der typischen alten Eselspfade ab, der uns in 25min zur ersten Klosteranlage Xiropotamou bringt. Ein griechisches Schild weiter unten sagte etwas von „11:30”, aber was? Ratlos stehen wir vor den Klostermauern dürfen wir da rein? Wir begnügen uns mit einem Blick von draussen und gehen den traumhaft romatischen Weg durch Olivenhaine und Wälder weiter nach Pandeleimonos. Das Wetter ist herlich – endlich Sonne pur! – und die Szenerie spektakulär. Beim Näherkommen sehen wir, daß mit Pandeleimonos einiges im Argen liegt. Viele der imposanten 5-6 stöckigen Bauten sind zerfallene Ruinen, aber andere erstrahlen auch unter grünen Kupferdächern in frischem Glanz. Ein Wegweiser „Archontariki“ – ach ja, das ist die Rezeption. Wir wollen schnell fragen ob für den Rückweg Unterkunftsmöglichkeit besteht, aber die Frage erübrigt sich schnell: das Gästehaus ist eine einzige Baustelle, auf der verschwitzte Mönche in verstaubten Kutten fieberhaft hämmern, sägen, mauern. Nach Xenofondos, dem nächsten Kloster an der Küste geht es leider auf einer Fahrstraße, aber dann wieder malerisch mal am Sandstrand, mal in den Berghang reingedrückt auf schmalen Wanderweg nach Dochiariou. Beide Klöster liegen wie ausgestorben in der Mittagssonne, aber aus mehreren Ecken dringt Baulärm. Wir werfen nur kurze Blicke in die Innenhöfe – auch hier Schilder „wegen Umbauarbeiten keine Gäsebewirtung“. Der Weg ist jetzt heiss und trocken – kein Wasser am Weg, Durst! Brotzeit in einem Olivenhain, bald daruf treffen wir auf eine Fahrstraße und einen Wegweiser „Konstamonitou“, natürlich auf griechisch, aber das Entziffern klappt jetzt schon. Nach 45min brütender Forststraße bergauf treffen wir dort um ½ 4 Uhr ein. Das Kloster ist klein, deutlich renovierungsbedürftig und hält den Vergleich mit den Prachtbauten an der Küste nicht aus. Der begrüßende Mönch, ein finsterer, etwas ungepflegter Asket, serviert uns zur Begrüßung das traditionelle Süßgebäck und Schnaps. Dann lernen wir, daß wir – weil katholisch – weder während des Gottesdienstes in die Kirche dürfen, noch zusammen mit den „echten“ Pilgern und den Mönchen das Abdenessen einnehmen – soviel zum Thema Glauben an den selben Gott. Der Ort wirkt feierlich, gedrückt und abweisend. Mit langen Gesichtern schauen wir uns die Kirche an, und fühlen uns als Fremdkörper in diesen Mauern. Andererseits: Kindergeschrei (alles Knaben natürlich) hätten wir hier nicht erwartet. Geduldig sitzen wir im Hof, warten bis Gottesdienst und Abendessen zu Ende sind und lassen die feierliche Routine auf uns wirken. Endlich werden wir zum Essen gewunken. Keine Haute Cousine, aber nahrhafte Weizengrütze mit Muscheln, Oliven, Brot, Dosenpfirsichen. Wir hauen uns den Bauch voll, gehen dann in der Abendsonne vor den Klostermauern noch ein wenig spazieren und hauen uns um 8 Uhr aufs Ohr, zusammen mit drei anderen Pilgern. Im Einschlafen hören wir noch das Rascheln der Tauben (oder Mäuse) auf dem Boden über uns. | ||||||||||||
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In der Nacht ein geradezu abartiger Schnarcher; wir schlafen trotzdem gut. Ab vier Uhr schleichen unsere Zimmergenossen raus zur Morgenandacht. Wir bleiben ruhigen Gewissens liegen – wir dürfen ja nicht. Um ½ 6 Uhr stehe ich trotzdem auf und setze mich in der beginnenden Dämmerung in den Innenhof: Monotones Männersingsang aus der Kirche, erwachendes Vogelzwitschern aus den Bäumen im Klosterhof. Ein Mönch schreitet ausblasend von Petroleumlaterne zu –laterne. Ab ½7 Uhr tröpfeln Mönche und Pilger aus der Kirche sofort wieder in die Betten. Ein Mönch raunt mir zu: “Next church in three hours”. Ich wecke Fritzi, wir packen und schleichen uns.
Vor der Klostertür: wir finden keinen Hinweis auf einen Pfad nach Hillandiariou und gehen zurück zur Küste, von dort am Strand über Kies weglos in einer Stunde nach Giovantsa, Einsiedelei und Bootsanlegestelle des Klosters Hillandiariou. Wie weiter? Während wir noch beratschlagen, öffnet sich im ersten Stock ein Fenster, und eine Stimme fragt erst in griechisch, dann in gebrochenem Deutsch nach Woher und Wohin. Wir kommen ins Gespräch und bevor wir uns versehen, sitzen wir schattig und gemütlich in der Einsiedelei und erhalten Begrüßungsschnaps und gute Ratschläge von Branko, einem makedonischem Saisonarbeiter: Das Shuttle nach Hillandiariou geht in einer Stunde, Pater Pantolomeus aus dem Schwarzwald (bekannt aus Erzählungen meines alten Freundes Walter Lenz) ist mit einer Gruppe Deutscher über Ostern auf Hillandiariou. Wir können im Shuttle mitfahren, Pater Pantolomeus begrüßt uns in schwäbelndem Deutsch, wir erhalten Unterkunft, und sind auch gleich eingeladen zur Gründonnerstags-nachmittagsliturgie, „im hinteren Teil der Kirche, für nicht-orthodoxe; anschließend gibts Mittagessen“. Zweieinviertel Stunden später treten wir aus der Kirche in den sonnenüberfluteten Innenhof und warten aufs Essen. Ein Glockenschlag, und alles strömt in den Speisesaal der mit etwa 50 Mönchen und halbsoviel Pilgern etwa halb gefüllt ist. Abblätternde Fresken zeigen magere und asketische Heilige, aber das Essen ist trotzdem nahrhaft und gut. Nachdem allen ein Platz zugewiesen ist, stehen alle auf ein Signal auf; ein kurzes Gebet, dann wird schweigend gegessen, während ein Sprecher monotonen Text verliest. 15 Minuten später ist alles aufgegessen; der Abt klopft fest auf den Tisch, und die Tafel ist aufgehoben. Freie Zeit bis zum Abendgottesdienst um 8 Uhr: wir gehen spazieren, in einem Olivenhain lassen wir uns nieder und spielen Schach. Ab ¾ 8 Uhr tröpfeln Pilger und Mönche in der Kirche ein. Wir entscheiden uns gleich für Stehplätze an der Mittelachse; da sieht man wenigstens ansatzweise die Handelnden. Wie schon nachmittags einstimmige und einfach mehrstimmige Wechselgesänge. Die Kirche versinkt langsam in Dunkel, nur einzelne Ikonen sind von davorstehenden Lichtern leicht erhellt. Dünne Bienenwachskerzen werden ausgegeben und angezündet. Nach 15 Minuten Singsang: Kerzen aus, und in völliger Dunkelheit schlägt die erste Stunde der Wacht am Ölberg, erst zart am Altar, dann grell laut hinten in der Kirche, und schließlich tief und mächtig vom Glockenturm. Stunde um Stunde wird so zelebriert, und wie schon am Ölberg schlafen einige Jünger tief und fest. Um ½ 11 Uhr schleiche ich mich mit schmerzenden Beinen ins Bett. Nichts verstanden und doch tief berührt! |
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Jetzt, wo es auf nichts mehr ankommt, herrscht wunderbares Frühlingswetter. Wir schlafen lange, frühstücken im Restaurant, und vergammeln den Vormittag am Strand. Um zwei Uhr geht der Bus zurück nach Thessaloniki. Zurück ins Hotel, und um 5 Uhr brechen wir nochmal auf zu einem ausgedehnten Spaziergang zur Hafenpromenade und zur Stadtmauer. Es ist schon dunkel, als wir um 9 Uhr erschöpft zum Hotel zurückfinden. |
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Unser Griechisch hatte gestern nicht gereicht, um Zeit und Ort einer Ostermesse in Erfahrung zu bringen. Ich stehe schließlich um 6 Uhr auf, um vielleicht doch noch eine Osterfeier zu erleben, aber Thessaloniki ist wie ausgestorben. Außer einigen verspäteten Nachtschwärmern ist niemand unterwegs, und die drei Kirchen die ich abklappere sind fest verschlossen. Da muß der Wille für das Werk zählen. Zurück im Hotel, wecke ich Fritzi, und wir packen unsere Räder ein letztes Mal für den knapp einstündigen Weg zum Flughafen. Am Straßenrand werden ganze Lämmer gegrillt: Ostern in Griechenland. Um 10 Uhr sind wir am Flughafen von Thessaloniki. Der ist trostlos und öde, und unser Flug geht erst um 16 Uhr. Also schwingen wir uns nochmal auf die Räder, fahren 10 km an Flughafen- und Militäranlagen vorbei in den Urlauberort Perea. Dort genießen wir Mittelmeersonne und – endlich wieder – eine deutsche Zeitung in einem Strandcafe. Dann heißt es endgültig Abschied nehmen. Durch geschicktes Packen und leichtes Abrunden bei den Gewichtsangaben unserer Räder schaffen wir es: diesmal kein Übergepäck. Leicht kreuzlahm wegen unseres exzessiv schweres Handgepäcks kommen wir nach ereignisarmem Flug abends in München an. Wir werden von unseren Lieben auf netteste Art am Flughafen empfangen und sogleich zu einem gemeinsamen Familenessen abgeschleppt. Zum Italiener, nicht zum Griechen. | |||
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Trotz des launischen Wetters ein unvergesslicher Urlaub. Der Frühling ist eindeutig die richtige Jahreszweit fü Radeln in Griechenland. Der Verkehr war meist gering, die Autofahrer rücksichtsvoll. Allerdings wird man als Radler in Griechenland bestaunt wie ein Wesen vom anderen Stern. Die wenigen anderen Radler die wir in Griechenland gesehen haben, waren alle zu alt oder zu jung für einen motorisierten Untersatz.
Einiges hätten wir uns aber leichter machen können:
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http://home.t-online.de/home/carstenmundt/athos.html | Ein Athos-reisebericht und viele Tipps |
http://www.athoskloester.de/ | Athos-webseite von Jürgen Effner |
http://www.mbaumgaertner.de/athos.htm | Noch ein Athos-reisebericht |
http://www.cyclingsearch.de |
Tourensammlung von Christian Flenker |
http://www.bicycling.de | Christian Flenker Radtouren Homepage |
http://www.swb.de/personal/elch/reiseberichte.html | Karl Brodowsky's: Fahrradtourenbberichte |
http://www.reiseerlebnis.de | Reiseerlebnisberichte |
http://www.ReiseTraeume.de/weltweit/index.html |
Reiseerlebnisberichte rund um den Globus |
http://pauli.uni-muenster.de/~gehrmab/reiseberichte.html | Fahrrad-Reiseberichte |
http://www.pervan.de | Reiseberichte aus aller Welt |